INGEDE News Februar 2022: Verfügbarkeit und Qualität von Altpapier sind Themen des INGEDE-Symposiums

INGEDE-Symposium
am Mittwoch, 9. März 2022

Papier nach Corona, Altpapiermangel,
und immer schlechtere Qualität:
Breites Themenspektrum beim INGEDE-Symposium
am 9. März 2022 in München und online

Die recycelnde Papierindustrie braucht dringend Rohmaterial – weniger Zeitungen, weniger Werbung aufgrund der Corona-Pandemie und aufgrund der zunehmenden elektronischen Kommunikation führen zu sinkenden Mengen an grafischem Altpapier.

Außerdem geht ein zu großer Teil des gesammelten Altpapiers an den Sortieranlagen und damit an den Deinkinganlagen der Papierfabriken vorbei direkt in Richtung Verpackung – hier steigt die Nachfrage aufgrund der „Amazonitis“ immer weiter an.

Aufwändige Verbundverpackungen sind oft nicht rezyklierbar und deshalb nicht nachhaltig, auch wenn sie auf Fasern basieren. Und gerade weiße Fasern sollten dort erhalten bleiben, wo sie die höchste Wertschöpfung erzielen. Auch wenn Sortieren Aufwand bedeutet, ist Sortieren doch notwendig, um weiße Fasern für neue weiße, grafische Papiere, für Hygienepapiere und weiße Topliner verfügbar zu halten – und um ein Downcycling zu verhindern oder zumindest so lange wie möglich hinauszuzögern.

Verfügbarkeit und Qualität sind die Schlüsselthemen beim INGEDE-Symposium 2022. Experten zeigen hier Möglichkeiten für ein zukünftiges nachhaltiges Recycling von Rohstoffen auf: Durch die Zertifi­zierung von Sortieranlagen, um kostspielige Ablehnungen und Verhandlungen zu vermeiden; durch die Zertifizierung von Papier und Druckerzeugnissen für eine optimale Rezyklierbarkeit, und durch die Entwicklung neuer Sortiertechniken, um mehr weiße Fasern für den weißen Kreislauf zu retten.

Das INGEDE-Symposium ist als Hybrid-Veranstaltung geplant mit Teilnahme in München nach den geltenden Regeln (2G+), aber gleichzeitig auch online.

Eine Vorschau auf ausgewählte Themen finden Sie hier in dieser Ausgabe der INGEDE News!

Weitere Details zum Programm unter www.ingede.com/symposium.

Fasern aus Verpackung:
Neue Altpapierquellen erschließen

Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Forschungsprojekt EnEWA hat zum Ziel, bisher nicht genutzte bzw. nur eingeschränkt nutzbare Altpapierquellen zu erschließen.

Der Lehrstuhl für International Production Engineering and Management (IPEM) der Universität Siegen und das Institut für Anthropogene Stoffkreisläufe (ANTS) der RWTH Aachen sowie die Industriepartner LEIPA Group GmbH, PROPAKMA GmbH, STADLER Anlagenbau GmbH und Tomra Sorting GmbH erforschen gemeinsam, wie Altpapier aus den Fraktionen Leichtverpackung, Gewerbeabfall und Restabfall gewonnen und hygienisch unbedenklich aufbereitet werden kann.

Der Papieranteil in der Leichtverpackung stammt heute vor allem aus Fehlwürfen. Durch die Zunahme faserbasierter Verpackungen, die ähnlich wie gebrauchte Getränkekartons beschichtet sind und Lebensmittelreste enthalten, werden diese Anteile allerdings steigen. Entsprechend werden sich die gewerblichen Abfälle beispielsweise aus Schnellrestaurants in ihrer Zusammensetzung verändern.

Wichtige Elemente des Projektes sind Sortieranalysen aus diesen Abfallströmen, die geografisch und saisonal über Deutschland verteilt werden. Im Januar 2022 fand eine dieser Analysen in einer Nordrhein-Westfälischen Sortieranlage für Leichtverpackungen statt. Die Ergebnisse wird Alena Spies vom ANTS auf dem bevorstehenden INGEDE-Symposium vorstellen.

Spätere Schritte in diesem, insgesamt über drei Jahre laufenden Projekt ist die halbtechnische Aufbereitung der Papierfraktionen mit einem Prozessschritt zur Hygienisierung, natürlich begleitet von der entsprechenden Analytik. Auch die Einbindung in den industriellen Prozess (Stichwort: Wasserkreislauf) wird dabei betrachtet.

Das Umweltbundesamt, die INGEDE und eine Reihe weiterer Firmen und Organisationen unterstützen und begleiten das Projekt. Mit Remondis und Veolia sind auch zwei namhafte Entsorger mit dabei, die nicht nur ihre Sortieranlagen für die Beprobung zur Verfügung stellen, sondern auch eine Kofinanzierung zugesagt haben. Weitere Beprobungen wird es bei den Stadtwerken Hamburg geben, die zusätzliches umfangreiches Datenmaterial ihrer Sortierungen liefern werden.

Andreas Faul

Ressourcen schonen in der Papierindustrie

Zwei Forschungsprojekte am Institut für Produktions­technik der Universität Siegen (PROTECH) sollen zur Ressourcenschonung beim Papier-Recycling beitragen.

Die Herstellung von Papier verbraucht viel Energie, Holz und Wasser. Der jährliche Ausstoß von rund 10,6 Mio. Tonnen an CO2 bei der Papierproduktion in Deutschland entspricht den Emissionen von rund 4,5 Millionen Autos. Die beiden Forschungsprojekte des Lehrstuhls für International Production Engineering and Management unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Peter Burggräf, ODiWiP (Optimierter Wertstoffkreislauf in der Papierindustrie) und EnEWA (Energieeinsparung bei der Papierproduktion durch Erschließung der Wertschöpfungsketten Altpapier aus Leichtverpackungen, Restabfall und Gewerbeabfall), verfolgen mit unterschiedlichen Ansätzen das gemeinsame Ziel, den Ressourcenverbrauch bei der Papierherstellung und dem Recycling weiter zu reduzieren.

Weiterlesen …

Warum gehen den Deinkern die weißen Rezyklingfasern aus – der Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Kreislaufwirtschaft

Kurzfassung des Vortrags auf dem kommenden INGEDE-Symposium

Der Einsatz von Recyclingfasern in grafischen Produkten und die Anstrengungen aller Partner der Wertschöpfungs­kette zur Produktion rezyklierbarer Produkte ist seit Jahrzehnten ein Musterbeispiel verantwortungsbewusster und nachhaltiger Kreislaufwirtschaft. Dabei haben es die Rahmen­bedingungen gerade in den letzten 10 Jahren Deinkern alles andere als einfach gemacht. Ein wesentlicher Punkt ist dabei die Verfügbarkeit grafischer Altpapiere.  Der Verbrauch und damit die Verfügbarkeit grafischer Produkte nimmt seit vielen Jahren kontinuierlich ab, gleichzeitig werden weiße Recyclingfasern zunehmend nicht nur in grafischen Produkten genutzt, sondern auch in nicht grafischen, weißen Papier- und Verpackungssegmenten, in Tissue sowie in technischen Spezialpapieren genutzt.  Im Jahr 2021 entstanden durch diese Entwicklung in Verbindung mit der raschen Erholung nach dem ersten Corona Jahr massive Versorgungsengpässe grafischer Altpapiere. Die sich daraus entwickelnden Stillstände bei Herstellern grafischer Recycling-Papieren trugen nicht unwesentlich zu Papierknappheit bei Druckereien bei.

Der Grund für den Versorgungsengpass lag und liegt nicht in der unzureichenden Sammlung gebrauchter grafischer Produkte. Das Downcycling weißer grafischer Produkte in braune Verpackungsprodukte insbesondere aus der Sammlung in privaten Haushalten ist dafür verantwortlich. Diese Entwicklung wäre nicht notwendig, wenn in einigen Europäischen Ländern, allen voran Deutschland etwas mehr Wert auf saubere Trennung der Sekundärrohstoffströme gelegt werden würde. Der Vortrag zeigt auf, was geändert werden müsste, um die Rückgewinnung weißer Fasern zu verbessern und die Verfügbarkeit weißer Rezyklingprodukte auch in Zukunft zu sichern.

Thomas Krauthauf

Dr. Thomas Krauthauf (UPM), Vorsitzender der INGEDE

Die Altpapiertonnen enthalten heute kaum mehr Zeitungen, überwiegend Verpackung

Bild: Fischer/INGEDE

Tork PaperCircle – der weltweit erste Recyclingservice für Papierhandtücher

Kurzfassung des Vortrags auf dem kommenden INGEDE-Symposium

Papierhandtücher sind nach wie vor eine der hygienischsten Methoden zum Trocknen der Hände. In Bezug auf Recycling und Papierwiedergewinnung sind sie jedoch eine bislang unausgeschöpfte Ressource. Derzeit werden weniger als 1 % aller Papierhandtücher dem Recycling zugeführt. Der Grund: Das Nassfestmittel, das in Papierhandtüchern enthalten sein muss, damit sie ihre Arbeit effektiv erledigen können, erfordert ein separates Löseverfahren.

Der Tork PaperCircle ist ein einzigartiger, preisgekrönter, kreislauforientierter Service, der Abfälle in neue Ressourcen umwandelt und gleichzeitig die Kohlenstoffemissionen für Papierhandtücher reduziert. Er bezieht viele Akteure entlang der Recycling-Wertschöpfungskette ein und baut auf einer starken Partnerschaft auf. So schafft der Tork PaperCircle für alle beteiligten Akteure einen Mehrwert.

Essitys Dienstleistungen erfüllen die Anforderungen und Erwartungen der Gesellschaft und des Gesetzgebers und leisten einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, indem sie das Geschäft anders gestalten. Der Service wird von mehr als 130 Kunden in 10 verschiedenen Märkten genutzt.

Mehr dazu …

Anne-Katrin Klar
essity
 
Umweltfreundlich weil ohne Bisphenol, aber trotzdem NICHT ins Altpapier: der "Ökobon"

Kein Blauer Engel für blaue Kassenzettel

Die Jury Umweltzeichen hat auf ihrer Wintersitzung am 7./8. Dezember 2021 Kriterien für drei neue Umweltzeichen beschlossen, darunter ein neues Umweltzeichen für Thermopapiere.

Primäres Ziel des neuen Umweltzeichens ist der Verzicht auf chemische Farbentwickler, die gesundheitlich oder aus Umweltsicht bedenkliche Stoffe enthalten.

Allerdings gibt es noch keine Thermopapiere, die die Anforderungen des neuen Blauen Engels erfüllen.

Eine umfangreiche Untersuchung der INGEDE zu den neuen, farbentwicklerfreien Kassen­zetteln („Ökobon“) belegte Beobachtungen, über die hier schon mehrfach berichtet wurde (INGEDE News Februar 2020): Die blauen Kassenzettel dürfen entgegen den Behauptun­gen von Lidl, Edeka & Co. nicht ins Altpapier!

Ein einziger Kassenzettel (1,5 Gramm) genügt nach aktuellen Untersuchungen, um drei Kilogramm weißen Altpapiers gleich um drei Punkte in der Helligkeit zu verschlechtern, da sich der schwarze Farbstoff beim Recycling nicht ausreichend entfernen lässt.

Auf der Webseite des Umweltbundesamtes findet sich in der Rubrik „Vergabekriterien“ zwar ein allgemeiner Text zum neuen Blauen Engel „Umweltfreundliche Thermopapiere DE-UZ 223“), die beschlossenen Kriterien jedoch noch nicht. Darin wird auf Bestreben der in der INGEDE zusammengeschlossenen Papierfabriken festgehalten, dass nur solche Thermopapiere einen Blauen Engel erhalten können, welche das Papierrecycling nicht beeinträchtigen.

Update 7. April 2022: Die Kriterien für einen Blauen Engel für Thermopapiere wurden jetzt auf der Webseite des Blauen Engels veröffentlicht.

Schon 2019 zeigten Experimente, dass sich die schwarze Farbe aus den blauen Kassenzetteln beim Recycling nicht entfernen lässt.

Stimmt und stimmt nicht: 

Ja, der blaue Kassenzettel enthält keine chemischen Farbentwickler. Aber nein, der blaue Kassenzettel sollte auf keinen Fall mit dem Altpapier entsorgt werden! Der schwarze Farbstoff führt zu massiven Helligkeitsverlusten beim Recycling.

Deshalb: Blaue Kassenzettel („Ökobon“) gehören wie alle anderen Thermopapiere in den Restmüll!

UP = undeinkter Stoff (rechts), DP = deinkter Stoff

Wie testet man Rezyklierbarkeit?
Hintergründe zu verschiedenen Testprotokollen

Aufzeichnung eines Webinars von Ende Januar (in englischer Sprache)

In this session we explored various paper recycling testing lab protocols and strategies from around the world. We included the perspective from labs in North America and Europe to better understand how these labs operate, potential synergies, and future needs as the role of innovation in paper packaging, testing requirements, and sustainability goals evolves at a rapid pace.

Mit

Tom Pollock
Associate Director Forest Products, GreenBlue
Alain Cochaux
R&D Manager, Centre Technique du Papier
Dr. Paul Fowler
Executive Director, Wisconsin Institute for Sustainable Technology
Ulrich Leberle
Raw Materials Director, CEPI
Lon Pschigoda
General Manager, Pilot Plants, Western Michigan University
Ulrich Leberle wird auch auf dem INGEDE-Symposium 2022 vortragen
Sustainable Packaging Coalition
Food packaging recyclability factsheets

The Food Packaging Forum (based in Zurich, Switzerland) published five fact sheets on packaging materials focusing on their recyclability. Fact sheets are available for plastic, paper and board, metals, glass and multimaterial packaging. Some issues concerning UV-printed materials are mentioned, such as “photoinitiators that were not completely converted during printing” as potential migrants.

Zur Erinnerung: DIN SPEC 6745

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat die DIN SPEC 6745 mit dem Titel „Papier, Pappe und Faserstoff – Recycling – Bestimmung von klebenden und nicht klebenden Verunreinigungen in Altpapier-Halbstoffen und darauf basierenden Papieren mittels Nahinfrarot-Messverfahren“ veröffentlicht. Das in diesem Standard beschriebene Messverfahren verbessert das Recycling von Altpapier deutlich und trägt damit zum Aufbau einer Circular Economy bei.

Mehr dazu beim DIN

Kati Weiß verstärkt die Geschäftsstelle der INGEDE

Seit Oktober 2021 verstärkt Kati Weiß das Team der INGEDE Geschäftsstelle in Bissingen.
Sie übernimmt den Aufgabenbereich von Elke Berger.

Frau Weiß ist vormittags unter der Telefonnnummer 07142 37522-21 für Sie erreichbar.

Hunkeler Innovation Days

Nach Corona-bedingter Pause wieder im Februar 2023

Die Hunkeler Innovationdays sind ein wichtiger Treffpunkt der Digitaldruckbranche und gewinnen an internationaler Beliebtheit. Darin sind sich Aussteller, Besucher und die Fachpresse einig. Die Durchführung der nächsten Auflage ist bereits gesetzt: Die Hunkeler Innovationdays 2023 werden vom 27. Februar bis 2. März 2023 wiederum auf dem Messegelände Luzern stattfinden.

Mehr dazu: Hunkeler Innovation Days

Diese und weitere Termine finden Sie auch im Veranstaltungskalender.

Bild: Fischer/INGEDE

HIER ANMELDEN zum Newsletter!