Deinkbarer Flüssigtoner, deinkbarer Inkjet: Neue recyclingfreundliche Entwicklungen

Pressemitteilung 1/2012

Was macht einen Digitaldruck nachhaltig? Mit wasserbasierender Tinte zu drucken? Nein – ganz im Gegenteil: Nahezu jedes mit wasserbasierender Farbe bedruckte Papier macht heute erhebliche Probleme beim Recycling: Wenn eine Papierfabrik diese Farbe wieder entfernen möchte (das Papier deinken), um neues, helles Papier zu produzieren, lassen sich Farbstoffe und feinste Pigmente nicht entfernen. Das Ergebnis: Die Papierfasern werden grau, die Papierfabrik hat erhebliche Schwierigkeiten, die gewünschte Qualität zu erreichen. Besonders gelöste Farbstoffe können schon in geringen Mengen eine ganze Ladung Altpapier einfärben – so wie eine einzelne rote Socke eine ganze Waschladung rosa färbt. Inzwischen gibt es jedoch neue Möglichkeiten, Inkjettinten besser deinkbar zu gestalten.

Auch Flüssigtoner stellt seit langem ein erhebliches Problem für das Recycling dar. HP-Indigo-Drucke sind die ersten Digitaldrucke, die in einer Papierfabrik einen erheblichen Schaden verursacht haben: Mehr als 100.000 Euro Verlust entstanden, als Druckereiabfälle eines Fotobuchdruckers fast acht Stunden Produktion in einer Papierfabrik durch bunte Punkte unbrauchbar machten. Indigo-Druckereiabfälle dürfen seitdem nicht mehr mit anderem weißen Altpapier vermischt werden: Sie müssen separat erfasst und verarbeitet werden, beispielsweise zu Wellpappe. 

Auf der drupa wurde jetzt eine neue Flüssigtonertechnik vorgestellt, die sich mit einem anderen Polymersystem deutlich besser recyceln lässt: Erste Deinkingversuche mit Xeikons Quantum-Technik zeigen Resultate so gut wie Trockentoner. Sobald kommerzielle Drucke verfügbar sind, wird die INGEDE diese ersten Ergebnisse überprüfen.

Auf dem Weg zum deinkbaren Inkjet

Auch Inkjetdrucke können deinkbar werden – dies ist das Ergebnis einer Kooperation der INGEDE mit dem österreichischen Inkjet-Spezialisten SEPIAX. Dort haben Forscher mit Harz umhüllte Pigmente entwickelt, die wie Standardpigmente in Wasser dispergiert werden können, jedoch nach dem Drucken fest auf den verschiedensten Oberflächen haften. Die einzelnen Pigmentteilchen verkleben zu etwas größeren Partikeln, welche die richtige Größe und die richtigen Oberflächeneigenschaften für den Deinkingprozess erreichen. Die ersten Labormuster mit diesen Tinten ohne jede weitere Optimierung auf ungestrichenem Zeitungsdruck­papier erwiesen sich als deinkbar. Seitdem wurde die Tinte in Hinblick auf den Zeitungsdruck optimiert, eine erste Druckmaschine mit diesen Tinten soll im Laufe des Jahres vorgestellt werden.

Derzeit gibt es nur wenige spezielle Inkjetsysteme, deren Drucke keine Probleme beim Papierrecycling bereiten: Diese nutzen ent­weder Papier mit einer besonderen Beschichtung, welche die Tinte adsorbiert, oder eine Vorbehandlung des Papiers während des Drucks, um eine sofortige Ausfällung der Pigmente zu erreichen (Fujifilm JetPress 720). Farbstoffbasierende Tinten, die derzeit den überwiegenden Markt darstellen, lassen sich bei der Produktion von Recyclingpapier nicht entfernen.

Vorläufige Tests mit HPs Inkjettinten der nächsten Generation, die auf der drupa vorgestellt wurden, zeigten auf einzelnen Papieren vielversprechende Ergebnisse. Da diese Tests lediglich mit einseitig bedruckten Mustern mit niedriger Flächendeckung erfolgten, müssen sie noch mit markttypischen Proben bestätigt werden.

Trockentoner und „Solid Ink“ nach wie vor gut deinkbar

Nach insgesamt rund 40 bisher ausgestellten Deinkbarkeitszertifikaten sieht die INGEDE Trockentoner und „Solid Ink“ (wasserloser Inkjetdruck) in der Regel unabhängig vom Papier als gut deinkbar an.

Die Internationale Forschungsgemeinschaft Deinking-Technik (INGEDE) wurde 1989 als ein Zusammenschluss führender europäischer Papierhersteller gegründet. Ziel der INGEDE ist es, die Verwertung von hellem Altpapier (Zeitungen und Zeit­schriften) zu neuem grafischem Papier und zu Hygienepapieren zu fördern und die Rahmenbedingungen für einen erhöhten Altpapiereinsatz zu verbessern.

 

16. Mai 2012