- Carolin Bauer
- Peter Biza
- Ralph Dittmann
- Axel Fischer
- Peter Görlitz
- Felix Hake und Hanna Schwandt
- Karsten Hunger
- Antje Kersten
- Tamas Kordsachia
- Ulrich Leberle
- Stefan Lübsen
- Ulrich Neumüller
- Olaf Postel
- Karoline Raulf
- Thomas Römbke
- Sven Sängerlaub
- Dominik Stumm
- Axel Subklew
- Christian Trieb and Marie Geißler
- Alexey Vishtal
- Stefan Wessel
- Johannes Zipfel
Carolin Bauer, Essity, Mainz-Kostheim
Tork PaperCircle® – Gebrauchte Handtuchpapiere als neuer Rohstoff für Papierfabriken
Das Ziel, Ressourcen wieder zu gewinnen und Materialien zu eliminieren, die im Produktlebenszyklus einfach verloren gehen, hat Essity zur Entwicklung von Tork PaperCircle inspiriert.
In den Waschräumen werden Papierhandtücher in gekennzeichneten Behältern separat gesammelt, von einem Recyclingpartner abgeholt, in Essity Werke vor Ort zurückgeführt und dort zu neuen Hygieneprodukten recycelt.
Ohne das Recycling von Tork PaperCircle landet Handtuchpapier im Restmüll und wird anschließend thermisch verbrannt. Mit Tork PaperCircle kann dieser Abfall wieder zu einer neuen Ressource werden und die Umweltauswirkungen durch die Verbrennung verringert werden. Insgesamt verhilft Tork PaperCircle dabei 20 Prozent Abfall einzusparen und den gesamten CO2-Fußabdruck um 40 Prozent zu verringern.
Der Service begann als Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit Kunden und Geschäftspartnern. Heute ist er ein preisgekrönter, gefragter Service, der Kunden in verschiedenen europäischen Märkten angeboten und weiter ausgebaut wird. Weiterhin hat Essity mit dem Tork PaperCircle Service den legislativen Grundstein auf europäischer Ebene für das Recycling von Handtuchpapier gelegt und es damit auch Mitanbietern ermöglicht, einen solchen Prozess einzuführen.
Zur Person
Carolin Bauer ist Customer Service Managerin bei Professional Hygiene und verantwortlich für digitale und nachhaltige Services bei Tork.
Sie ist seit 2018 im Unternehmen und von Anfang an im Bereich Tork PaperCircle dabei, verantwortlich für den Tork PaperCircle Service in verschiedenen europäischen Ländern.
Peter Biza, Yannick Rabot, Quentin Sanfeliu, IMERYS
Optimierte Kontrolle von organischen Verunreinigungen – prädiktive Labortests und industrielle Ergebnisse
Schädliche Verunreinigungen sind eines der größten Probleme in Karton- und Papiermaschinenkreisläufen, insbesondere wenn Recyclingfasern als Rohmaterial verwendet werden. Sie können sich auf Zylindern, Filzen und Bespannungen ablagern, Retentionssysteme stören und die Wirksamkeit anderer Prozesshilfsmittel beeinträchtigen. Sie können auch die endgültige Papier- oder Kartonqualität beeinträchtigen, indem sie z. B. sichtbare Schmutzflecken oder mechanische Defekte auf der Oberfläche bilden. Unerwünschte Verunreinigungen haben das Potenzial, sowohl die Produktivität als auch die Qualität des Endprodukts Papier oder Karton zu verringern.
Zur Quantifizierung der Verunreinigungen und zur Beurteilung der Wirksamkeit von Additiven zur Kontrolle solcher Substanzen wird eine Vielzahl unterschiedlicher Labortests eingesetzt. In dieser Arbeit werden einige Methoden vorgestellt, die helfen, den Gehalt an Verunreinigungen in Wasserkreisläufen zu bestimmen, aber auch den optimalen Zusatzstoff zur Kontrolle oder Entfernung dieser Verunreinigungen auszuwählen.
Die vorgestellten Methoden konzentrieren sich auf Mikropartikel und kolloidale oder gelöste Substanzen, eine Klasse von Verunreinigungen, deren Quantifizierung und Kontrolle mit Additiven eine große Herausforderung darstellt. Optische Methoden wie die klassische Trübungsmessung wurden verwendet, um kleine, feste Partikel zu messen. Der chemische Sauerstoffbedarf (CSB) wurde verwendet, um die organischen Substanzen im Wasser zu quantifizieren. Schließlich wurde ein hydrophober Fluoreszenzfarbstoff und ein Durchflusszytometer verwendet, um kleine, hydrophobe Partikel zu quantifizieren, die das Potenzial haben, sekundäre Stickies zu bilden.
Adsorptive mineralische Zusatzstoffe wurden verwendet, um die schädlichen Stoffe aus dem Wasser zu entfernen oder sie durch Fixierung an der Oberfläche natürlicher Mineralien zu kontrollieren. Die Kombination dieser Methoden wird es ermöglichen, die optimale Lösung für die Schadstoffkontrolle in Karton- und Papierfabriken zu finden. Die Verwendung natürlicher und technischer Mineralien trägt dazu bei, die chemische Belastung der Wasserkreisläufe zu verringern und macht die Schadstoffkontrolle für alle Arten von Papier und Karton nachhaltig.
Zur Person
Peter Biza studierte Chemie an der Universität Graz und begann seine Karriere 1990 in Österreich als Forscher für Holzstoff und Recyclingfasern. 1996 wechselte er als Manager für Harz- und Kleber-Kontrolle zu den Naintsch Mineralwerken (heute Imerys). In seinerwe iteren Karriere war er Senior Market Manager Paper Americas, Laborleiter, technischer Leiter Papier und Innovationsmanager. In den letzten Jahren arbeitete er an Projekten für Barriereanwendungen, Zellstoffbleiche, verbesserten Maschinenlauf und Faserguss. Peter Biza ist Autor zahlreicher Publikationen und Patente.
Ralph Dittmann, Geschäftsführer WKS Druckholding GmbH, Wassenberg
Drucken! Der Umwelt zuliebe!
Über Wirkung und Nachhaltigkeit gedruckter und digitaler Werbung.
Wirkung: Die Kunden haben sich längst entschieden– sie sind hybrid geworden und erwarten sowohl Druck als auch Digital.
Nachhaltigkeit: Der Carbon-Footprint gedruckter Produkte aus Sicht eines der größten Akzidenzdruckers Deutschlands im Vergleich mit den Daten digitaler Werbung.
Und … Wie ist der Zustand unserer Wälder? Der Zusammenhang mit der Papierproduktion?.
Alle verwendeten Daten und Fakten sind renommierten, öffentlich zugänglichen Quellen entnommen und erlauben nicht nur einen Perspektivenwechsel, sondern führen teilweise zu einem richtigen „Aha-Effekt“.
Zur Person
Dr.-Ing. Ralph Dittmann, geboren in Dortmund, studierte in Maschinenbau an der RWTH Aachen, promovierte dort im Jahr 1998, unterstützt durch ein Promotionsstipendium der Deutschen Forschungsgesellschaft im Graduiertenkolleg „Interdisziplinäre Strategien zum Schutz der Umwelt“. Seine Dissertation widmete sich dem Thema der „hochwertigen Verwertung faserverstärkter Thermoplaste“.
Von 1997 bis 1999 war er als Leiter des Geschäftsbereichs Karosserie am Institut für Kraftfahrwesen Aachen der RWTH Aachen sowie bei der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH Aachen tätig. Anschließend wechselte er zur Boston Consulting Group in Düsseldorf und arbeitete als Unternehmensberater. In der Zeit von 2001 bis 2007 leitete Dr. Dittmann den Geschäftsbereich Produktion und Technik bei der Mohn Media Mohndruck GmbH in Gütersloh, einem Unternehmen der Bertelsmann AG.
Seit 2007 ist Dr. Dittmann Geschäftsführer der WKS-Gruppe, im Jahr 2022 ausgezeichnet mit dem FUJIFILM-Gold-Award als Druckereimanager des Jahres. Er ist Autor und Mitautor zahlreicher Veröffentlichungen unter anderen im Themenbereich Nachhaltigkeit von Druckprodukten.
Axel Fischer, Chemiker und Wissenschaftsjournalist, INGEDE Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, München
LED-UV-Drucke und andere aktuelle Untersuchungen der Deinkbarkeit
Alle wollen Zeit und Geld sparen, also versuchen Druckereien, die Produktion zu beschleunigen – eine Technologie ist die UV-Härtung. Aber UV-Farben waren in der Vergangenheit ein großes Problem beim Deinking-Prozess. Das hat sich geändert, aber es gibt immer noch einige Druckfarben, die nicht dem Stand der Technik entsprechen. Das Variieren der Energie von UV-LEDs zeigt interessante Aspekte. Und der Digitaldruck versucht, sich einen immer größeren Anteil am Druckmarkt zu sichern, aber insbesondere Inkjet (und Derivate) sind nicht immer die nachhaltige Wahl.
Die Ergebnisse aktueller Deinkbarkeitstests werden vorgestellt und mit der umfangreichen INGEDE-Ergebnissammlung aus den letzten zwei Jahrzehnten verglichen.
Zur Person
Axel Fischer studierte Chemie an der Technischen Universität München und arbeitete gleichzeitig für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Nach einem Wissenschaftsjournalismus-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung leitete er die Wissenschaftsredaktion von dpa in Hamburg, später arbeitete er für Focus und gestaltete und moderierte das monatliche “Technikmagazin” im Bayerischen Fernsehen.
Seit 1994 ist er verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der INGEDE und berät Drucker, Farb- und Maschinenhersteller in Europa, USA und Japan zur Nachhaltigkeit von Druckprodukten.
Peter Görlitz, Sonoco Consumer Products GmbH
Papierverbunde im Recycling – Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zur Kombidose (Wickeldose)
Kombidosen sind ein Vertreter von starren Papierverpackungen, welche unter anderem im Lebensmittelkontakt verwendet werden und in unterschiedlichen Materialzusammensetzungen und mit unterschiedlichen Komponenten angeboten werden. Die Hülse wird zum überwiegenden Teil aus Recyclingpapier hergestellt und findet idealweise wieder zurück in’s Papierrecycling. Auf der Innenseite aufgebrachte Beschichtungen kommen zur Anwendung, wenn das Produkt Anforderungen an die Barriereeigenschaft der Verpackung stellt.
Die Recyclingfähigkeit dieser Art von Verpackungen wird oft in Frage gestellt. Aus diesem Grund hat sich Sonoco mit seinen Partnern entschlossen, diese systematisch zu untersuchen und den Lebenszyklus der Verpackung vom Zeitpunkt der Entsorgung über die Sammlung, Sortierung, Zerfaserung und Produktion von Recyclingpapier nachzuvollziehen. Während bei der Sammlung betrachtet wurde, wie sich die Verpackung bei Exposition durch Feuchtigkeit und Druck verhält, lag der Fokus bei der Sortierung auf die einzelnen Sortierschritte und die Einflussfaktoren der verwendeten Verpackungsmaterialien auf das Ergebnis der Sortierung. In der Zerfaserung wurde sowohl im Labormaßstab gemessen wie sich der Papierkörper verhält und welche qualitativen Aussagen zu den Fremdstoffen getätigt werden können. Darauf aufbauen wurden größere Mengen in semi-industriellen Pulpern sowie in richtigen Papiermühlen aufgelöst und untersucht. Aussagen zum Verhalten sind hier vor allem durch die Betrachtung der Spuckstoffe möglich.
Die externen Faktoren in der Sammlung bewirken, dass die Kombidose als flaches Objekt bei der Sortierung ankommt. Dort sind die Sortierschritte Förderung auf dem Band, Magnet, Wirbelstromabscheider, IR Getränkekartons und IR PPK aus LVP untersucht worden. Die Möglichkeit die Erkennungsroutine anzupassen und die damit einhergehende Änderung der Ballenqualität wurde mit zwei Geräteherstellern erfolgreich getestet, wie auch die Anwendung von modernen Erkennungsverfahren, welche die Kombidosen nach einer Trainingsphase außergewöhnlich gut erfassen. Des Weiteren konnte die Verpackung im Labormaßstab zerfasert werden mit unterschiedlichen Beobachtungen in den Handblättern verursacht durch die Wahl der Beschichtung. In externen Projekten mit Fokus auf neuartige Zerfaserungstechnologien und Reinigungsendstufen zeigte sich die Kompatibilität der Kombidose mit den Prozessen. In Großversuchen mit mehreren Tonnen an Mustermaterial oder Fertigungsausschüssen näherte man sich schrittweise an das Thema Zerfaserung an. So wurde anfangs Material in Dickstoffpulpern aufgelöst, um im Folgeschritt auch im Materialmix dies in konventionellen Pulpern durchzuführen. Abschließend wurde gezeigt, dass eine mehrwöchige Exposition durch das Untersuchungsmaterial keinen Einfluss auf den Wasserkreislauf in der Papiermühle hat.
Zusammenfassend zeigte sich, dass die technische Recyclingfähigkeit des Verpackungstyps gegeben ist und durch die Wahl der verwendeten Materialien positiv beeinflusst werden kann. Mit anderen Worten heißt dies, dass das Feedback der Recyclingkette maßgeblich ist für Entwicklungsentscheidungen des Verpackungsherstellers. Trotz der positiven Ergebnisse zeigen sich Widerstände im Papierrecycling in Bezug auf beschichtete Papierverpackungen. Da sich dies nicht durch technischeInkompatibilität begründen lässt, ist ergebnisoffen zu diskutieren, welche Erfahrungen anderer Marktteilnehmer vorliegen und welche anderen Einflussfaktoren die Akzeptanz und Anerkennung des Recyclings verhindern, und wie man diesen Zustand im Interesse aller verbessern kann.
Zur Person
Peter Görlitz, Sustainability Manager bei Sonoco, stimmt das Verpackungsdesign bei Sonoco auf gesetzliche Vorgaben und Anforderungen externer Stakeholder ab. Dazu gehören Recyclingversuche, die Zusammenarbeit mit Technologieanbietern und die Mitarbeit in Fachverbänden. Er integriert Instrumente der Nachhaltigkeit in die Abläufe von Sonoco und setzt Ziele für die strategische Ausrichtung im europäischen Geschäft.
Felix Hake, Senior Data Scientist, Consultingtalents AG, Walldorf
Hanna Schwandt, LEIPA Group GmbH, Schwedt
Daten, Daten, Daten – Mit KI, Analytics und Fachwissen Schritt für Schritt zum Assistenzsystem für die Papierindustrie!
Das vom BMWK geförderte Projekt KIBAPap „KI-basiertes Bedienerassistenzsystem im Werkstoffkreislauf Papier“ unterstützt die Papierproduktion mit der Expertenassistenz DIVE, der Bedienerassistenz MADDOX und durch die Vernetzung von Stakeholdern entlang des Wertstoffkreislaufs Papier.
Während die Entscheidungshoheit bei den Bedienern der Maschine bleibt, werden Produktionsprozesse überwacht und Qualitätsprobleme sowie Abweichungen vom optimalen Maschinenlauf (Golden Run) frühzeitig erkannt. Hinweise werden dann situationsgerecht an den Maschinenbediener ausgegeben und Wissen abteilungsübergreifend verfügbar gemacht.
Zur Person
Als Data Scientist beschäftigt sich Felix Hake mit der Analyse, Visualisierung und Modellierung komplexer dynamischer Systeme. Im Fokus stehen die Entwicklung, kritische Bewertung und Implementierung von Algorithmen und mathematischen Modellen unter Einsatz moderner KI-Tools. Als Data Scientist bei der Consultingtalents AG arbeitet er in einem leidenschaftlichen Team aus Beratern und Softwareentwicklern im Einsatz für die Digitalisierung in der Papierindustrie. Die Consultingtalents AG ist Verbundkoordinator des Forschungsprojektes KIBAPap mit dem Ziel, durch Digitalisierung und KI-Nutzung die Effizienz im Wertstoffkreislauf Paper zu steigern.
Hanna Schwandt studierte Druck- und Verpackungstechnik an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig). Während ihres Studiums sammelte sie erste Erfahrungen im Bereich der Mustererkennung und des maschinellen Lernens. Heute ist sie als Projektingenieurin im Business Development bei der LEIPA Gruppe tätig. In diesem Zusammenhang begleitete sie das Forschungsprojekt ODiWiP, das sich mit den Möglichkeiten der Effizienzsteigerung im Altpapierkreislauf beschäftigte. Derzeit koordiniert sie für die Leipa Group das Folgeprojekt KIBAPap.
Karsten Hunger, Geschäftsführer des Industrieverbands Papier- und Folienverpackungen e.V. (IPV), Frankfurt (Main)
Papier und Kunststoff – eine märchenhafte Verbindung mit Zukunft!?
Papier gehört ins Altpapier, Kunststoff in die gelbe Tonne – die (Verpackungs-)Welt ist eigentlich recht einfach. Doch seit einigen Jahren werden liebgewonnene Gewissheiten in Frage gestellt. Was ist eigentlich alles Papier? Was ist Kunststoff? Und wohin gehören faserbasierte Verbunde? Diese Fragen beschäftigen nicht nur ausgewiesene Verpackungsexperten, sondern mittlerweile auch Teile der Verbraucher.
Leider helfen in diesem Zusammenhang einfache populistische Aussagen nicht. Weder „Warum faserbasierte Verpackungen schlecht für das Recycling sind“ noch „Was ist Plastik und warum ist es schädlich“ versuchen ansatzweise die Komplexität der aktuellen Thematik widerzuspiegeln.
Wir begeben uns auf eine märchenhafte Reise in eine komplizierte Regulierungswelt, in der die Verpackungslizensierung (vielleicht) die Macht besitzt ganze Branchen zu ändern. In welcher der Inhalt von Altpapiertonnen entweder juristisch oder real bewertet wird. Und in der zukünftig alle europäischen Länder die gleiche Sprache sprechen – also zumindest bei einigen Symbolen.
Bleibt es ein Märchen oder werden die großen Ideen real?
Die Verpackungswelt steht vor großen Veränderungen. Die europäische Verpackungsverordnung (PPWR) steht in den Startlöchern, aber so vieles ist trotz mehreren 100 Seiten Text noch unklar. Gleichzeitig ringen alle Mitgliedsstaaten um Einfluss und möglichst große Freiheiten bei der Interpretation des Textes. Wir wagen einen Blick in die Zukunft und stellen uns gleichzeitig einigen heutigen Herausforderungen bei Verpackungen aus Papier, Kunststoff und natürlich deren Verbunden.
Karsten Hunger ist
- 40 Jahre alt
- seit 2017 Geschäftsführer des Industrieverband Papier- und Folienverpackungen e.V. (IPV, flexible Verpackungen),Geschäftsführer der Fachvereinigung Hartpapierwaren und Rundgefäße e.V. (FHR, Wickelhülsen) und der Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V. (GemPSI, Papiersäcke)
- zudem Generalsekretär der European Core and Tube Association (ECTA, Wickelhülsen)
- Duales Studium der Elektrotechnik an der Hochschule Zittau/Görlitz
- Arbeit für verschiedene Unternehmen der Elektroindustrie.
- 2017 Wechsel von Normungsmanager beim VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in die Verpackungsindustrie
- Seitdem Unterstützung der Mitgliedsunternehmen in allen Bereichen der Regulierung
- auf Linkedin
Dipl.-Chem. Antje Kersten, Technische Universität Darmstadt, FG Papierfabrikation und Mechanische Verfahrenstechnik
PFAS im Altpapier: Risiken für Recycling und Umwelt?
Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind aufgrund ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften sowohl als Prozesschemikalien als auch als funktionale Additive für die Herstellung von Verbraucher- und Industrieprodukten weit verbreitet. Auch für die Herstellung und Funktionalisierung von Papieren sind diese Stoffe zum Einsatz gekommen und werden, wenn auch in abnehmender Menge, immer noch legal verwendet. Aufgrund ihrer starken Bindung an die Fasern und ihrer Persistenz sind PFAS im Altpapierkreislauf enthalten und auch in Recyclingpapieren nachweisbar.
Aufgrund ihrer (öko-)toxikologischen Wirkungen wird der Einsatz von PFAS für industrielle und haushaltsnahe Anwendungen immer stärker eingeschränkt. Mittlerweile sind für verschiedene Umweltmedien und Anwendungen im Lebensmittelkontakt Bestimmungsmethoden für PFAS (Einzelstoffe und Summenparameter) und Grenzwerte für maximal zulässige Konzentrationen festgelegt worden. Mit Verabschiedung der PPWR ist dieses Thema auch für faserbasierte Verpackungen in den Fokus gerückt.
Wie kritisch sind die Verunreinigungen mit PFAS im Altpapier für den Recyclingkreislauf zu bewerten? Welche Umweltauswirkungen sind in Altpapier verarbeitenden Papierfabriken zu erwarten? In diesem Vortrag werden erste Untersuchungsergebnisse des Projektes „Ermittlung einer Eingangs- und Ausgangsbilanz für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen in altpapierverarbeitenden Papierfabriken“ des Umweltbundesamtes (FKZ 3722 36 302 1) vorgestellt und diskutiert.
Zur Person
Antje Kersten hat an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Chemie mit Schwerpunkt Analytik und Umweltchemie studiert. Nach dem Abschluss im Jahr 1994 hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet, unter anderem am Institut für Lacke und Farben e.V. in Magdeburg. Ihre Tätigkeit am Fachgebiet Papierfabrikation und Mechanische Verfahrenstechnik der TU Darmstadt begann im Jahr 2004. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Umweltthemen aus der Papierindustrie sowie Inhaltsstoffe in Papieren und Karton, Papierchemie und Lebensmittelkonformität. Außerdem leitet Antje Kersten das chemische Labor des Fachgebietes. Sie ist Mitglied verschiedener Arbeitskreise und Ausschüsse. Unter anderem arbeitet sie im Ausschuss „Papier“ der BfR-Kommission für Bedarfsgegenstände mit, ist Mitglied der Zellcheming Fachausschüsse für Umweltfragen (ENVI) und Chemische Additive (CHAD) und verschiedener Arbeitsgruppen des Verbandes Die Papierindustrie.
Tamas Kordsachia, Steinbeis Papier, Glückstadt
NIR Makrosticky-Bestimmung nach DIN SPEC 6745 bei der Herstellung von grafischem Recyclingpapier
Der Vortrag untersucht den Einsatz der NIR-Makrosticky-Bestimmung (DIN SPEC 6745) in der grafischen Recyclingpapierproduktion als Alternative zur INGEDE-Methode 4. Er vergleicht beide Methoden, ihre Korrelation und ihre Eignung für die Prozesskontrolle. Die NIR-Methode ist zwar effizient, hat aber auch ihre Grenzen. Die Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Klebstoffen und der Bewertung der Recyclingfähigkeit ist der Schlüssel zur Optimierung des Recyclings.
Zur Person
MSc in Holzforschung an der Universität Hamburg
Seit 2017 Prozess- und Recyclingpapiertechnologe bei Steinbeis Papier
Seit 2024 Leiter des Qualitätslabors
Ulrich Leberle, Raw Materials Director, Cepi, Brüssel
The Revised EU Regulation on Packaging and Packaging Waste and the impacts on paper recycling
The revised PPWR was adopted at the end of 2024 and published in the Official Journal of the EU. It entered into force 20 days later and will be applicable from 12 August 2026. Many provisions have separate timelines. Several pieces of secondary legislation will have to be developed and adopted. Some of them directly affect the way paper packaging products are designed, collected, and recycled.
There will be an implementing act on harmonised labelling requirements for packaging. The objective is to have one label with sorting instructions for the consumer matching the sorting systems in all the member states. A label for paper, for board and for beverage cartons seems to be set, but what about other fibre-based composites? The Joint Research Centre of the European Commission is preparing proposals with the help of an expert group and targeted consultations. Fibre Packaging Europe is positioning on the issue as a whole value chain. The first proposals are expected in March.
There will be a delegated act on Design for Recycling Criteria. By 2030 all packaging will have to comply with Design for Recycling Criteria and only performance grades A, B, and C will be allowed on the market. The PPWR obliged the Commission to consider standards and has requested CEN to work on proposals. This intensive process has started and is expected to deliver tangible results by the end of the year in the form of at least a draft CEN deliverable. Many from the paper industry are heavily involved in the process and are building on valid work on fibre-based packaging recyclability in Cepi and 4evergreen over the recent years.
The Cepi recyclability laboratory test method and the only recently published 4evergreen recyclability evaluation protocol include valuable information for these processes. Cepi is confident that definitions, concepts, and positions developed in the sector to reach higher recycling rates will help match the requirements of the PPWR.
The speaker
Ulrich Leberle was born in 1975 in Nördlingen, Germany. He holds Master degrees in history from the Universities of Tübingen (Germany) and Aix-en-Provence (France).
After professional experiences in the European Commission, the European Parliament and as a consultant in a Brussels-based company specialising in EU Public Affairs, he joined the Confederation of European Paper Industries (Cepi) in November 2005. Having held several positions in the area of raw materials at Cepi, his responsibilities in his current role of Raw Materials Director include the availability of raw material both from forestry and recycling and the policies impacting them.
Stefan Lübsen, Geschäftsführer INGEDE, Bietigheim Bissingen
Sind weiße Konsumentenverpackungen geeignet, um die Verfügbarkeit an Deinkingware auf dem Altpapiermarkt zu erhöhen?
Verschiedene weiße Konsumentenverpackungen wurden in Bezug auf die Deinkbarkeit untersucht und mit verschiedenen Abmischungen der Sorte 1.11 verglichen. Die Sortierbarkeit in Altpapiersortieranlagen wurde mit Anlagenbetreibern diskutiert und Ansätze formuliert.
Um das Potenzial der weißen Konsumentenverpackungen auf den Markt der Deinkingware einschätzen zu können, wird zunächst der europäische Altpapiermarkt betrachtet. Welche Wege gehen diese Verpackungen im Altpapierkreislauf?
Verschiedene Mischungen weißer Konsumentenverpackungen wurden im Labor auf die Deinkbarkeit untersucht und mit verschiedenen Monofraktionen (Zeitungen, Illustrierte, Büropapiere) und Abmischungen der Sorte 1.11 mit unterschiedlichen Anteilen an braunen Fasern verglichen.
Zusammen mit Betreibern von Altpapiersortieranlagen wurden verschiedene Sortierstrategien für diese Verpackungen diskutiert.
Zur Person
Stefan Lübsen absolvierte eine Ausbildung zum Papiermacher und studierte anschließend Verfahrenstechnik mit Schwerpunkt Papiererzeugung an der FH München. Er sammelte viele Jahre Erfahrung in verschiedenen Papierfabriken und verfügt über fundiertes Wissen in der Herstellung von Verpackungs- und grafischen Papieren. Seit letztem Jahr ist Herr Lübsen bei PROPAKMA tätig und wurde im Januar 2025 mit der Geschäftsführung der INGEDE betraut.
Ulrich Neumüller, Repulping Technology, Schiltberg
Bessere Trennung und Rückgewinnung von Rohstoffen mit Kavitation – Erfahrungen aus einem autarken Recyclingwerk für Verbundverpackungen
Das neue Zerfaserungsverfahren mit dem Kavitationsstofflöser bietet eine zukunftsweisende Möglichkeit zur effizienten Aufbereitung von Abfallmaterialien. Besonders hervorzuheben ist die Flexibilität des Verfahrens, das sowohl autark als auch integral in bestehende Altpapierprozess integriert werden kann. Durch den gezielten Einsatz von Kavitationsenergie werden Materialien auf molekularer Ebene bearbeitet, was zu einer verbesserten Trennung und Rückgewinnung von Rohstoffen führt. Die autarke Funktionsweise des Verfahrens senkt die Betriebskosten, während die hohe Effizienz zu einer signifikanten Steigerung der Rentabilität führt. Zudem ermöglicht das Verfahren eine modulare Skalierbarkeit, die es den Anwendern erlaubt, es an verschiedene industrielle Anforderungen anzupassen und somit einen nachhaltigen wirtschaftlichen Vorteil zu erzielen.
Die ersten Projekterfahrungen aus dem Pilotprojekt zeigen, dass das Kavitationsverfahren in der Praxis große Potenziale bietet. Zu Beginn waren vor allem technische Anpassungen notwendig, um die Materialausbeute zu optimieren. Eine kontinuierliche Anpassung der Parameter führten zu einer signifikanten Verbesserung der Recyclingrate und einer Reduktion von Energieverbrauch und Abfall. Auf Grundlage dieser ersten Erfahrungen werden nun weitere Optimierungen vorgenommen, um die Prozessstabilität und -effizienz weiter zu steigern, mit dem Ziel, das Verfahren auch für größere industrielle Anwendungen zu skalieren.
Das Verfahren eignet sich besonders für die Recycling von verschiedenen Altpapiersorten, insbesondere für solche, die bisher schwer recycelbar waren. Dazu zählen stark krafthaltige und nassfeste, als auch beschichtete Papiere in der Kombinationen von Papier/Kunststoff oder metallisierte Papiere, die mit traditionellen Verfahren nur unzureichend zerfasert werden können. Die Kavitationsbehandlung ermöglicht eine schonende, aber effektive Trennung der Papierfasern von Verunreinigungen und Beschichtungen. Dadurch können qualitativ hochwertige Rezyklate gewonnen werden, die in der Papierindustrie wiederverwendet werden können, was die Kreislaufwirtschaft stärkt und die Notwendigkeit für den Einsatz von Primärrohstoffen verringert.
Zur Person
Ulrich Neumüller, Gründer der Repulping Technology, verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Unternehmensberatung, der Restrukturierung von Industriebetrieben und dem Projektmanagement. Nach zahlreichen Projekten in der Papierindustrie gründete er die Repulping Technology, mit dem Ziel, das Faserstoffrecycling sowohl effizienter als auch qualitativ hochwertiger zu gestalten. Nach der erfolgreichen Entwicklung des „Kavitationsstofflösers“ wurde in Österreich die erste industrielle Anlage als Turnkey-Projekt für einen Kunden realisiert. Darüber hinaus war Herr Neumüller viele Jahre lang Mitglied und Vorsitzender des nationalen ISO 55000 Komitees für Asset Management.
Dr.-Ing. Karoline Raulf, Institut für Anthropogene Stoffkreisläufe
der RWTH Aachen
Das Projekt EnEWA: Drei Jahre intensive Forschung – und dann?
Es ist unbestritten: Papierrecycling bietet ökologische und ökonomisch Vorteile gegenüber der Papierherstellung aus reiner Primärfaser. Eine relevante Menge der in Deutschland verwendeten Papiere, Pappen und Kartonagen wird jedoch derzeit in gemischten Abfallsammlungen wie Leichtverpackungsabfällen, Rest- und Gewerbeabfällen entsorgt. Dieses PPK wird oft nicht stofflich verwertet. Daher wurde im Verbundforschungsprojekt EnEWA ein Recyclingverfahren für Papier und Pappe aus gemischten Abfallsammlungen entwickelt. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Ergebnisse des dreijährigen Forschungsprojekts.
Die Charakterisierung der Abfallströme ergab ein Ressourcenpotenzial an gut verwertbarem PPK aus Leichtverpackungsabfällen von rund 100.000 Tonnen pro Jahr in Deutschland. Diese Menge stellt ein sofort verfügbares und bislang weitgehend ungenutztes Sekundärfaserpotenzial dar. In großtechnischen Versuchen in industriellem Maßstab wurden die trockenmechanische Sortierung, die Zerfaserung und die nassmechanische Sortierung von PPK aus Leichtverpackungsabfällen optimiert. Es wurden marktfähige Kartonqualitäten hergestellt und in Non-Food-Anwendungen eingesetzt. Allerdings führten die erhöhten Störstoffgehalte in Papier und Karton aus Leichtverpackungsabfällen zu höheren Rejektmengen in der Produktion.
Neben der ökologischen und ökonomischen Bewertung des entwickelten Verfahrens wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundeinstitut für Risikobewertung eine Anpassung der XXXVI. Empfehlung angestoßen, um künftig einen qualitativ hochwertigen Fasereinsatz zu gewährleisten und damit einen Beitrag zur noch vollständigeren Schließung des Papierkreislaufs zu leisten.
Zur Person
Ausbildung:
2003–2009: Studium Entsorgungsingenieurwesen, RWTH Aachen
2016: Promotion zur Dr.-Ing., RWTH Aachen
Berufstätigkeit:
2020 bis heute: Akademische Rätin, Institut für Anthropogene Stoffkreisläufe der RWTH Aachen, Prof. Dr. rer. Nat Kathrin Greiff
2016–2020: Post-Doc (wissenschaftliche Mitarbeiterin), Institut für Aufbereitung und Recycling der RWTH Aachen, Prof. Dr.-Ing. Thomas Pretz
2015–2017: wissenschaftliche Mitarbeiterin in Teilzeit, Institut für Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling der RWTH Aachen, RWTH-Büro des KIC Raw Materials, Prof. Dr. Ing. Dr. h.c. Bernd Friedrich
2009–2016: Doktorandin (wissenschaftliche Mitarbeiterin), Institut für Aufbereitung und Recycling, RWTH-Aachen, Prof. Dr.-Ing. Thomas Pretz
Olaf Postel, PreZero Service Deutschland GmbH & Co. KG, Porta Westfalica
Redesign your value chain – Lösungen für individuelle Materialkreisläufe
Was macht PreZero.rechain®?
PreZero.rechain® zählt zu den Full-Service Beratungsdienstleistungen von PreZero Deutschland. Ziel ist es, Hersteller bei der Umsetzung nachhaltiger Kreislaufkonzepte für Produkte und Verpackungen zu unterstützen, damit diese nach ihrem Lebens- bzw. Nutzungsende nicht wie Abfall behandelt, sondern als Wertstoffe wiederverwertet und -verwendet werden – ganz nach dem Motto: REdesign your value CHAIN.
Da der Prozess der Wertschöpfungskette eines Unternehmens meistens nach dem linearen Schema „Einkaufen, Herstellen, Verkaufen“ abläuft, brechen wir diesen auf bzw. erweitern diesen. Durch das konzeptionelle Umdenken wird eine zirkuläre Wertschöpfung ermöglicht. Mit individuellen Rücknahmesystemen für einzelne Produkte und Produktverpackungen fördern wir Rohstoffkreisläufe: Durch Aufbereitung und Recycling werden Sekundärrohstoffe gewonnen, die wieder für die Produktion neuer Produkte oder Verpackungen eingesetzt werden. Im besten Falle kommt ein „Closed Loop“ dabei heraus und der Hersteller kann das eigene Produkt oder die eigene Produktverpackung als Recycling-Rohstoffe wieder in seine eigene Wertschöpfungskette einsetzen.
Jeder Produktkreislauf ist einzigartig und so auch die Bedingungen vor Ort . Dies kann Materialeigenschaften des spezifischen Produktes betreffen, aber auch Herstellungsmethoden, Logistikprozesse, Standort-Infrastrukturen und vieles mehr. Wir begleiten Hersteller auf ihrem Weg zum nachhaltigeren Wirtschaften und entwickeln mit unserem Drei-Phasen-Programm auf Basis Ihrer Gegebenheiten ein individuell abgestimmtes System.
Zur Person
Olaf Postel auf Linkedin
Akademische Titel: Diplom-Kaufmann; Master of Strategic Leadership Towards Sustainability
Seit 2011 in der Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft, Industrieerfahrung
Thomas Römbke, AVG Ressourcen GmbH, Köln
Digitalisierung in der Altpapiersortierung für eine Optimierung der Deinkingfraktion
Die neuesten Entwicklungen in der kamerabasierten Objekterkennung und der agentengesteuerten Unreinheitsanalyse in der Papieraufbereitung: Wie moderne Technologien die Qualität der Sortierung kontinuierlich überwachen und verbessern können. In der Kölner Anlage schon implementierte Messpunkte sowie die bisherigen Erkenntnisse aus der Echtzeit-Datenanalyse werden erläutert und vermitteln ein umfassendes Bild der aktuellen Prozesslandschaft.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Optimierungsmöglichkeiten, die durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und automatisierten Feedback-Schleifen erreicht werden können. Die kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung dieser Systeme spielt eine zentrale Rolle in der Effizienzsteigerung der Sortierprozesse. Zudem werden Herausforderungen diskutiert, die mit der Implementierung solcher Technologien verbunden sind, insbesondere in Bezug auf systematische Fehler und die Standardisierung der Analyseverfahren.
Abschließend wird ein Ausblick auf die Ziele für das Jahr 2025 gegeben. Dazu gehören unter anderem die vollständige Integration von Steuerungsrückmeldungen in die SPS, eine verbesserte Abstimmung mit der NIR-Technologie und eine datenbasierte Optimierung der Produktionsplanung. Die vorgestellten Ansätze sollen nicht nur die Qualität und Effizienz der Sortierung weiter steigern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit in der Papieraufbereitung leisten.
Zur Person
Thomas Römbke ist 54 Jahre alt, derzeit Betriebsleitung Papieraufbereitung und insgesamt 25 Jahre Erfahrung mit Deinking-Sortieranlagen.
Zur Zeit in Weiterbildung „Python und Visualisierung“.
Sven Sängerlaub, Jonas Rittler, Jürgen Belle, Hochschule München, Sustainable Materials and Product Design and Biofibers and Paper
Die Auswirkungen von Milchrestmengen auf das Recycling von Getränkekartons
Restmengen in Verpackungen sind nicht nur ärgerlich für die Verbraucher, sondern stellen auch eine Herausforderung für das Recycling dar. Insbesondere bei Verpackungen auf Faserbasis sind Probleme zu erwarten, da die Fasern beim Recycling mit wässrigen Verfahren gelöst und verarbeitet werden. Die Förderung des mikrobiellen Wachstums ist offensichtlich.
Eine empirische Studie unseres Studenten hat gezeigt, dass bis zu 10 Gew.-% des Füllgutes in der Kunststoffverpackung verbleiben, insbesondere bei hochviskosen Produkten wie Zahnpasta. Im schlimmsten Fall kann bis zur Hälfte einer Sortierfraktion aus Restmengen bestehen. Es gibt kaum empirische Untersuchungen zu Restmengen von Getränkekartonverpackungen für das Recycling. Für unsere aktuelle Studie wurden die Restmengen von Milch in Hunderten von 1-Liter-Milchkartonverpackungen gemessen.
Die Verteilung der Restmengen kann mit einer Log-Normal-Verteilung beschrieben werden. Verpackungen mit größeren Restmengen sind daher überproportional in der Gesamtrestmenge enthalten. Korrelationen der Restmengen mit den Herstellern der Verpackungen und dem Fettgehalt der Milch bzw. des Rahms konnten nicht festgestellt werden. Möglicherweise waren die Restmengen zu weit gestreut. Es wurden regionale Unterschiede festgestellt. Packungen aus der Tschechischen Republik enthielten durchschnittlich 1,18 Gew.-% und damit mehr Restmenge, Packungen aus Deutschland 0,66 Gew.-% und aus Österreich 0,55 Gew.-%. Im Durchschnitt wurden 0,66 Gew.-% Restmenge in den Packungen gemessen. Diese Werte erscheinen gering. Doch „bei einem Mittelwert für das Verpackungsgewicht mit Restmenge von 35,8 g für 1-Liter-Packungen (einige Packungen ohne Verschluss) und 29,2 g ohne Restmenge ergibt sich ein Packstoffgehalt von 81 Gew.-% für die Verwertung.“
Die Hochschule München, Fachbereich Biofasern und Papier, erforscht die Recyclingprozesse von faserhaltigen Verpackungen. Die spezifischen Auswirkungen dieser Restmengen sollen in Zukunft noch genauer untersucht werden. Unsere Ergebnisse sind eine gute Grundlage für realistische Untersuchungen.
Die Ergebnisse wurden bei der Zeitschrift BioResources eingereicht und werden derzeit von Fachkollegen geprüft.
Zur Person
Sven Sängerlaub studierte an der HTWK Leipzig Verpackungstechnik. Im Jahr 2004 startete er seine wissenschaftliche Laufbahn am Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising. Dort schrieb er seine Dissertationsschrif zu feuchteregulierenden Folien. Er war bei Fraunhofer IVV in verschiedenen Positionen tätig: Wissenschaftler und Geschäftsfeldmanager für den Bereich Verpackung. Er managte und akquirierte eine Vielzahl an nationalen und internationalen Projekten, neben verschiedenen bilateralen Projekten mit Firmen.
Seine Expertise liegt in den Forschungsgebieten aktive, intelligente, funktionale und nachhaltige Verpackungen sowie Barriere und Biopolymere. Er hat umfangreiche Projekterfahrung in diesen Bereichen.
2019 wurde er zum Professor für Verpackungstechnik an die Hochschule München berufen.
Für den Bund Deutscher Verpackungsingenieure (bdvi) e.V. wurde er zum Vorstandsvorsitzenden gewählt.
Prof. Dr. Sängerlaub als Verpackungsexperte im ZDF
Verpackungstechnik und Verfahrenstechnik Papier der HM auf Linkedin
Dr.-Ing. Dominik Stumm, J. Alles, K. Keppler, Woellner GmbH, Ludwigshafen
Biologisch rein: Nachhaltige Stabilisierung von Deinking-Anlagen durch probiotische Bakterien
Die Altpapier verarbeitenden Stoffaufbereitungsanlagen in der Papierindustrie werden je nach Rohstoffeintrag sehr unterschiedlich betrieben. Eine besondere Herausforderung ist der stabile Betrieb von Deinkinganlagen mit den eingesetzten Deinking- und Bleichadditiven.
Klassischerweise werden diese Anlagen mit Bioziden und Biodispergatoren behandelt, um die mikrobiologisch induzierten Probleme, die meist durch Biofilme verursacht werden, unter Kontrolle zu halten.
In den letzten Jahren hat sich der Ansatz der biologischen Reinigung mit probiotischen Bakterien zu einer vielversprechenden Alternative zur bioziden, antimikrobiellen Behandlung von industriellen Wasserkreisläufen in der Papierindustrie entwickelt. Umweltgedanken, Nachhaltigkeit, anwenderfreundliche Funktionalität und Sicherheit stehen dabei im Vordergrund.
Neben der Verbesserung der Betriebshygiene in den Produktionsprozessen zeigten die probiotischen Mikroorganismen in Waropure® in eigenen Laborversuchen überraschende Stoffwechseleigenschaften hinsichtlich der Katalasebildung.
Katalase ist eine der Hauptursachen für den erhöhten Verbrauch der Bleichchemikalie Wasserstoffperoxid. Zu dessen Stabilisierung werden seit Jahrzehnten das Biozid Glutaral oder alternativ moderne oxidative Systeme zur Katalasebekämpfung eingesetzt.
Gemeinsam mit unserem Partner aus der graphischen Papierproduktion konnten wir das probiotische Behandlungskonzept in Deinkinganlagen etablieren und die Anlage seit mehr als vier Jahren biozidfrei und wirtschaftlich erfolgreich betreiben.
Zur Person
Dominik Stumm studierte Chemie an der TU Darmstadt und promovierte dort am Ernst Berl-Institut für Technische und Makromolekulare Chemie. Von 2007 bis 2009 war er Projektleiter bei der Papiertechnischen Stiftung in München, wo er verschiedene Forschungsprojekte zur Optimierung und Wirkungsweise von chemischen Additiven im Nassbereich leitete. Von 2010 bis 2016 arbeitete er an der technischen Umsetzung von funktionalen Additiven bei der BK Giulini GmbH und ab Februar 2015 bei der Kurita Europe GmbH, die den Geschäftsbereich übernahm. Von 2017 bis 2019 war er Head of Paper Application Technology bei Kurita Europe in Ludwigshafen.
Seit 2019 ist er F&E-Leiter des Geschäftsbereichs Papier- und Wasseraufbereitung bei der Wöllner GmbH (PEC) und verantwortlich für das entsprechende Produktportfolio (Prozessadditive wie Deinking-Additive, Retentionsmittel, Entschäumer, Reiniger, usw.).
Axel Subklew, Sprecher der Initiative „Mülltrennung wirkt“, Köln
Ja – wohin denn nun mit den Papierverpackungen? Mülltrennung, Rezyklierbarkeit, Labels – was macht der Verbraucher (mit) und was nicht?
Die richtige Mülltrennung von faserbasierten Verpackungen ist oft eine Herausforderung. Besonders bei lebensmitteltauglichen Verpackungen kommen oft Beschichtungen oder Materialmischungen zum Einsatz, um sie feuchtigkeits- oder fettbeständig zu machen. Diese Beschichtungen erschweren jedoch die Zuordnung zu den richtigen Recyclingströmen, wie der Altpapiersammlung oder der Gelben Tonne. Das führt nicht nur zu Verwirrung, sondern erhöht auch das Risiko von Fehlwürfen, die den Recyclingprozess stören. Wie können wir das Problem der richtigen Zuordnung zum korrekten Recyclingstrom Gelbe Tonne oder Blauer Tonne lösen?
Zur Person
Axel Subklew ist seit 2020 der Sprecher der Initiative „Mülltrennung wirkt“. Er hat an der RWTH Aachen Betriebswirtschaftslehre studiert und sein Diplom als Kaufmann erworben. Von 1997 bis 2006 war er beim Dualen System Deutschland als Landesreferent und Gruppenleiter für die Region Mitte tätig. Danach wechselte er zur Reclay Group, wo er bis 2020 als Regionalleiter für Entsorgung zuständig war. In dieser Position war er verantwortlich für die Ausschreibung und den Einkauf von Erfassungsdienstleistungen, sowie für die Durchführung von Informationsveranstaltungen und Schulungen zum Thema Recycling.
Dipl.-Ing. Christian Trieb, PROPAKMA, Bietigheim-Bissingen
und Marie Geisler, PTS, Heidenau
Auf dem Prüfstand: Wie kann man die Wiederverwertbarkeit von Papierverpackungen testen?
Gut ausgereift und anerkannt sind die INGEDE-Methoden zur Untersuchung und die EPRC-Methoden zur Bewertung der Recyclingfähigkeit von grafischen Produkten. Doch wie steht es bei der Bewertung von Verpackungen? Seit auf dem INGEDE-Symposium 2019 erstmals über dieses Thema gesprochen wurde, ist viel passiert, seitdem wurde jährlich über spannende Entwicklungen auf dem INGEDE-Symposium berichtet.
Auch in diesem Jahr gibt es wieder viele Neuerungen zu berichten. Mit zwei neuen Labormethoden kann jetzt nicht nur die Recyclingfähigkeit in einer herkömmlichen Stoffaufbereitung im Labormaßstab nachgestellt werden, sondern auch untersucht werden, wie sich eine Verpackung in einer Flotations-Deinkinganlage oder in einer Stoffaufbereitung für Spezialpapier (Getränkekartons) verhält. Mit der damit einhergehenden Veröffentlichung des „Fibre-Based Packaging Recyclability Evaluation Protocol Version 1, January 2025“ lassen sich diese Ergebnisse auch bewerten und einordnen.
Warum wir mehrere Labormethoden benötigen und wie sich die Kriterien zur Bewertung unterscheiden, erfahren Sie auf dem Symposium. Ein kurzer Ausblick zeigt, welche Kernthemen auch in Zukunft weiterentwickelt und bearbeitet werden müssen.
Zur Person
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Berufliche Laufbahn:
Seit 2016 Projektingenieur PROPAKMA GmbH, Geschäftsstelle INGEDE e.V.
2013-2015 Projektingenieur PTC GmbH, Geschäftsstelle INGEDE e.V.
2012-2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter Institution for Paper Science and Technology
Ausbildung:
Diplom Ingenieur Maschinenbau Studienrichtung Papier- und Chemieingenieurwesen, TU-Darmstadt (2012)
Relevante Arbeitsgebiete für die Normenarbeit:
Seit 2024 Technischer Berater für 4evergreen, Themenschwerpunkt Methodenentwicklung, Rezyklierbarkeit von Verpackungen und deren Bewertung
Seit 2022 Mitarbeit bei 4evergreen, Themenschwerpunkt Methodenentwicklung, Rezyklierbarkeit von Verpackungen und deren Bewertung
Seit 2022 Mitarbeit bei der CEPI Recyclability Test Methods Group
Seit 2022 Vorbereitungen innerhalb der PROPAKMA GmbH zur Einreichung der Überarbeitung der ISO 4046
Seit 2021 Leiter der Task Force Methoden bei der INGEDE
Academic qualifications
2017–2019 Master of Science in Waste Management and Contaminated Sites, Dresden University of Technology (TUD).
2014–2017 Bachelor of Science in Hydro Sciences, Dresden University of Technology (TUD).
Professional positions held
2019 – present Project member at Papiertechnische Stiftung.
Present research/professional speciality
Main areas of focus include the evaluation of the recyclability of paper-based products within the scope of customer projects, test assignments and various research projects, as well as the consideration of the paper cycle from the point of view of recycling.
I´m also involved in the 4Evergreen initiative and in the extensive design and implementation of an increasing number of English and German online workshops on recycling and recovered paper offered by PTS.
• Method development mainly for recyclability test methods of fibre-based packaging
• Support and work within the initiative 4evergreen as technical advisor (WS1 & WS2) and Samplehub
• Support in committees like the DIN; INGEDE or VsKE
• Working within EU and German projects focusing on the recyclability of new developments and circular economy
• Costumer Consulting regarding Recyclability and Design for Recycling for paper-based packaging
• Performance of Recyclability Workshops for Costumers
• Performance of Laboratory Trainings for Customers on Recyclability Test Methods
Dr. Alexey Vishtal, Mayr-Melnhof Board & Paper
Herausforderungen beim Recycling von faserbasierten Verpackungen mit Barrieren und Möglichkeiten zum Ersatz von Kunststoffen
Faserbasierte Verpackungen haben ein großes Potenzial, sowohl flexible als auch starre Kunststoffverpackungen zu ersetzen. Dieses Potenzial beruht größtenteils auf der Erkenntnis, dass Papier und Karton eine hohe Recyclingrate und eine weithin verfügbare Recyclinginfrastruktur haben. Allerdings fehlt es Papier an Barriere- und anderen Funktionalitäten, wie z. B. der Heißsiegelfähigkeit, die durch dünne Polymerbeschichtungen oder Laminierung erreicht werden muss. Andernfalls wäre die Substitution von Kunststoffen auf Anwendungen beschränkt, bei denen faserbasierte Verpackungen eine strukturelle, aber keine funktionelle Rolle spielen. Welches Potenzial für die Substitution von Kunststoffen haben faserbasierte Verpackungen trotz der PPWR und anderer gesetzlicher Vorschriften? Was sind die größten Herausforderungen beim Recycling von Barriere-Verpackungen auf Faserbasis?
Zur Person
Dr. Alexey Vishtal arbeitet bei Mayr-Melnhof Board & Paper als Head of Novel Packaging Development, wo er sich auf die Entwicklung neuartiger faserbasierter Verpackungen mit Barrierefunktionalität konzentriert, um eine praktikable Alternative für schwer zu recycelnde Polymer-Mehrschichtverpackungen zu bieten. Bevor er Anfang 2022 zu MM kam, war er sieben Jahre lang bei Nestlé beschäftigt, wo er in der Forschungsorganisation die Entwicklung von Verpackungen auf Faserbasis leitete. Davor hatte er verschiedene Positionen in der Papierindustrie und verwandten Branchen inne. Alexey ist Papieringenieur und einen promovierte in Papierphysik und -verarbeitung.
Stefan Wessel, Landbell AG für Rückhol-Systeme, Mainz
Sind die Steuerungselemente richtig gesetzt? Blick des Dualen Systems LANDBELL auf Verbundverpackungen und andere Faserquellen
Zusammenspiel von Serviceverpackungen, Getränkekartons/Flüssigkeitskartons, Blauer Tonne-Inhalte und Verbundverpackungen aus dem Gelben Sack
Duale Systeme und Papierindustrie sind nicht in einem Spannungsfeld oder in einer Unvereinbarkeit miteinander zu betrachten, sondern als einer der möglichen Schlüssel zum Aufschluss bekannter und teilweise verwandter Faserquellen aus der haushaltsnahen Erfassung.
Gemeinsam muss es das Ziel sein unter den Vorzeichen des hohen Importvolumens von Altpapier nach Deutschland, Denkverbote, bislang Unsagbares und konträre Meinungen zu überwinden, um innerhalb der Bundesrepublik zu erschließen.
Als führendes Duales System bei Papierverpackungen hat die LANDBELL Group vitales Interesse daran, die ihr im Zugriff stehenden Sekundärrohstoffe bestmöglich auf die Bedürfnisse der Papierindustrie zuzuschneiden.
Jedoch nicht erst NACH dem Anfall, sondern bereits lange vorher. Dazu bedarf es der provokanten Auseinandersetzung ,it der 95/5-Regel, der Verwandtschaft von Verbundverpackungen mit Getränke-/Flüssigkeitskartons und der geistigen wie praktischen Auseinandersetzung mit einer möglichen Nachsortierung dieser Qualitäten in einer PPK-Sortieranlage.
Ferner gehört es zur Gesamtbetrachtung der Thematik, den tatsächlichen Anteil von Verbundverpackungen in der PPK-Erfassung (Blaue Tonne) nüchtern zu analysieren und die Erkenntnisse gewinnbringend zu nutzen.
Zur Person
1997–2004 kaufmännische Ausbildung und Studium der Katholischen Theologie in Vorbereitung auf das Geistliche Amt, Münster
2004–2010 Vertrieb/Key-Accounting Gewerbeentsorgung STENAU Städtereinigung GmbH, Nordhorn
2010–2016 Geschäftsführer STENAU Städtereinigung GmbH, Nordhorn
2017–heute selbständig (Quarzsandgewinnung), Haltern am See
2017–2019 Regionalleiter Süd-West / Prokurist MAD Recycling GmbH (LEIPA Group GmbH), München und Ingolstadt
2020–heute Regionalleiter Nord LANDBELL Deutschland GmbH, Mainz und Münster
2023–heute Prokurist / Leitung Vermarktung und Verwertung PPK in DACH LANDBELL AG für Rückholsysteme (LANDBELL Group), Mainz und Münster
Dr. Johannes Zipfel, Geschäftsführer Delsci GmbH, Traun, Österreich
Die Papierrevolution: Hochwirksame Barrieren gegen Wasser – und dennoch rezyklierbar
Papier etabliert sich zunehmend als vielversprechendes Verpackungsmaterial, das den wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit gerecht wird. Seine hohe Recyclingquote und die Verfügbarkeit aus erneuerbaren Ressourcen machen es zu einer zentralen Komponente in der Entwicklung zukunftsfähiger Verpackungslösungen. Die Herausforderung besteht darin, die funktionalen Eigenschaften von Papier, insbesondere in Bezug auf Barrieren gegen Wasser, Sauerstoff und Fett, so zu optimieren, dass sie den Anforderungen des Marktes entsprechen, ohne die Recyclingfähigkeit zu beeinträchtigen.
Ein scheinbarer Widerspruch ergibt sich aus der Notwendigkeit, hochwirksame Barrieren zu integrieren und gleichzeitig die Rezyklierbarkeit des Materials sicherzustellen. Dieser Zielkonflikt kann durch das Konzept des „Design for Recycling“ adressiert werden. Die Anwendung des aktuellen Evaluierungsprotokolls von 4evergreen für Recycling-Mills mit konventionellem Prozess unter Verwendung der aktuellen Cepi-Recycling-Labormethode als Entwicklungstool ermöglicht es, die Wechselwirkungen von Barrieren im Recyclingprozess gezielt zu analysieren. Dabei wird untersucht, an welchem Punkt der Prozesskette die Barriere entfernt werden kann, um unerwünschte Effekte wie die Bildung von Stickies oder Sheet Adhesion zu vermindern. Durch den gezielten Einsatz geeigneter Materialien und ein optimiertes Design kann erreicht werden, dass die Barriere bereits zu einem großen Teil früh im Recyclingprozess, beispielsweise während des Coarse Screening, effizient entfernt wird.
Diese neue Materialklasse befindet sich noch in der Anfangsphase ihrer Entwicklung und bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, insbesondere auch im Hinblick auf die Umsetzung der Anforderungen der Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR). Diese Herausforderungen sind jedoch durch gezielte Materialentwicklung und prozessuale Optimierungen lösbar. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Materialentwicklern und Recyclingexperten ist hierbei von zentraler Bedeutung, um nachhaltige und recyclingfähige Verpackungslösungen der nächsten Generation erfolgreich zu etablieren.
Zur Person
Dr. Johannes Zipfel studierte Chemie mit den Schwerpunkten physikalische und makromolekulare Chemie, gefolgt von einem Promotionsstudium an der Fakultät für Makromolekulare Chemie (Marie-Curie-Stipendiat der Europäischen Kommission und dreijähriger Aufenthalt am Institut Laue-Langevin in Grenoble, Frankreich).
Er begann seine Karriere in der Industrie bei Henkel als F&E-Manager für neue Inhaltsstoffe in Klebstoffen, Schönheitspflege, Wasch- und Reinigungsmitteln.
Nach verantwortlichen Positionen für die Entwicklung von Geschirrspülmitteln und Produkten wie Persil, Somat, Pril und anderen Marken, leitenden F&E-Positionen für Henkel in Wien, Düsseldorf und Amsterdam, Head of Global Quality Management und Global Supply Chain, wurde er 2019 mit dem Aufbau der DELSCI GmbH als exklusive Forschungseinrichtung der delfortgroup AG in Traun (Österreich) betraut.
Als Managing Director ist er nun für alle Geschäfts-, Strategie- und Forschungsfragen der DELSCI GmbH sowie für den Aufbau eines einzigartigen Geschäftsmodells verantwortlich, um Kunden beim Übergang von Kunststoff zu Papier für nachhaltige Verpackungslösungen zu unterstützen.
Von Anfang 2024 bis 205 war er Co-Leiter für das WS1-Recycling-Bewertungsprotokoll innerhalb der 4EG-Initiative.
Dr. Johannes Zipfel auf Linkedin