INGEDE News

Februar 2019

INGEDE-Symposium am 13. Februar 2019​:

Gemeinsam für verbesserte Altpapierqualität

Gleichzeitig mit dem diesjährigen Symposium feierte die INGEDE ihr 30-jähriges Bestehen. Deutlich mehr Teilnehmer als zuvor waren nach München gekommen, über 50 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Damit hat sich die Rolle des INGEDE-Symposiums als wichtigste europäische Veranstaltung zum Thema Papierrecycling bestätigt.

Die INGEDE trägt dazu bei, dass Altpapier zu höchstmöglicher Reinheit und Helligkeit rezykliert wird, während die Welt nach wie vor Rohstoffe konsumiert, als seien sie unbegrenzt”, war eine der Botschaften in Bernhard Steinbeis’ Grußwort zum Symposium. Steinbeis war 1989 der Gründungs­vorsitzende der INGEDE, gefolgt von Erwin Krauthauf, Rolf Maisch, Ulrich Höke und aktuell Thomas Krauthauf.

Beim Symposium in München wies Thomas Krauthauf auf die Erfolge der INGEDE in den vergangenen 30 Jahren hin – die erste Herausforderung und der Grund, die Kräfte der Deinker in der INGEDE zu bündeln, war die Verbreitung des wasserbasierenden Flexodrucks bei Tageszeitungen zu verhindern. Seitdem liefert die INGEDE fachkundige Orientierung für Drucker, Papierverarbeiter und ihre Zulieferer, um die Rezyklierbarkeit von Druckprodukten kontinuierlich zu verbessern. Dazu kam die Entwicklung von Methoden und Standards, um die Qualität des Altpapiers langfristig zu verbessern. Die INGEDE-Methoden für die Altpapier-Eingangskontrolle sind mittlerweile international akzeptierte Standards, ebenso wie die Methoden zur Bewertung der Rezyklierbarkeit von Druckprodukten.

Zu den laufenden Aufgaben und Herausforderungen zählen neue Drucktechniken und komplexer zusammengesetzte Papierprodukte, aber auch die immer geringere Verfügbarkeit von weißen Fasern im Altpapier. Steinbeis ging neben deutlichen Hinweisen in Richtung Politik auch auf die finanziellen Aspekte einer Mitgliedschaft in der INGEDE ein: „Die Beiträge, die nach Tonnen eingesetzten Altpapiers berechnet wurden, taten niemandem weh. Und die INGEDE hat den Beitrag inzwischen herabgesetzt von 15 auf 7 Cent pro Tonne Altpapier, während die Gier in der Welt drumherum kein Ende nimmt.“

Deinkbare Farbe für LE- und LED-UV-Druck auf dem INGEDE-Symposium vorgestellt

Bisher lassen sich vernetzte Farben beim Deinken nur schwer entfernen

Thomas Glaser, Siegwerk

Auch wenn die härtende Strahlung mit stromsparenden LEDs erzeugt wird, sind UV-Druckverfahren nicht so umweltfreundlich wie sie vermarktet werden. Sie hinterlassen bunte Punkte im neuen Papier und können so das Papierrecycling erheblich beeinträchtigen – weil sie sich kaum deinken lassen. Das soll sich nun ändern: Auf dem INGEDE-Symposium in München stellten Thomas Glaser (Siegwerk) und Peter Hengesbach (Stora Enso) umfangreiche Untersuchungsergebnisse zu einer neuen Druckfarbe vor. Diese soll für den LED- und den Niedrigenergie-UV-Druck (H-UV, LE-UV u. a.) gleichermaßen geeignet sein wie auch für den konventionellen UV-Druck – und ist hervorragend deinkbar.

Deinkbare Farbe ist auf dem Markt
Peter Hengesbach, Stora Enso

Schon 2017 begann die Kooperation von Siegwerk mit der Forschungsabteilung des INGEDE-Mitglieds Stora Enso. Inzwischen ist die deinkbare LED-UV-Farbe auf dem Markt. Doch die Entwicklung geht weiter: „Wir sehen noch mehr Potenzial“, sagt Glaser, Head of Technology Sheetfed bei Siegwerk. „Wir arbeiten an weiteren deinkbaren UV- und LED-UV-Produkten.“

Andere UV-härtende Druckfarben erfüllen die Kriterien für eine gute Rezyklierbarkeit bislang selten. Fast allen zuvor untersuchten Farben ist eine deutlich zu hohe Belastung des aufbereiteten Altpapiers mit Druckfarbenpartikeln gemeinsam, die sich beim Recycling nicht oder nur ungenügend entfernen lassen. Mit UV-härtenden Farben bedruckte Papiere können so die Deinkbarkeit ganzer Altpapierchargen beeinträchtigen.

Deshalb müssen solche UV-Drucke dort, wo sie gehäuft auftreten (beispielsweise Druckereiabfälle), schon an der Anfallstelle getrennt erfasst und entsorgt werden. Was jedoch einmal die Druckerei verlassen hat, kann bei Sammlung und Recycling praktisch nicht mehr erkannt und abgetrennt werden.

Pflanzenöl nicht immer gut: Druckfarben genau prüfen

Unterschiedliche Druckfarben lassen sich unterschiedlich gut deinken. Gemeinsam mit Farbherstellern wird deshalb nach Wegen gesucht, schlecht deinkbare Farben durch recyclingfreundlichere Lösungen zu ersetzen. Vernetzte Farbpartikel lassen sich wegen ihrer Größe, Flexibilität oder Oberflächeneigenschaften oft weder mechanisch (Siebe) noch per Flotation abtrennen. Auch manche auf Pflanzenöl basierende Farben bereiten Probleme, weil sie beim Trocknen polymerisieren und sich dabei fest an die Fasern klammern – das führt ebenfalls zu Schmutzpunkten im Recyclingpapier.

Ähnlich vernetzt wie UV-gehärtete Farben sind auch Flüssigtoner aus Polyethylen (HP Indigo), mit denen vor allem Fotobücher gedruckt werden. Diese Farben sind keine Druckfarben im herkömmlichen Sinne, es entsteht vielmehr eine hauchdünne Plastikfolie, die beim Recycling in kleine Schnipsel zerreißt, welche sich im Deinkingprozess nicht vollständig entfernen lassen. Diese bunten Schnipsel haben schon zu einem Schaden in einer Papierfabrik geführt – Fotobuchabfälle aus Druckereien sind seitdem im grafischen Altpapier tabu und können allenfalls zu Wellpappe verarbeitet werden.

Axel Fischer

Hier finden Sie eine Pressemitteilung von Siegwerk zur neuen deinkbaren LED-UV-Farbe