Bitte kein Design für die Mülltonne:
Schon bei der Gestaltung eines Papierprodukts an das Recycling denken!
„Leitfaden zur Optimierung der Altpapierverwertung bei grafischen Papieren“ soll Qualität sichern
Pressemitteilung 3/1999
Jedes Jahr gibt es neue Sammelrekorde – immer mehr Altpapier wird gesammelt und wiederverwertet. Doch nur die Mengen des erfassten Papiers steigen, die Qualität dagegen wird immer schlechter. Für die Papierfabriken (insbesondere für die Hersteller graphischer Papiere) wird es immer schwieriger, aus dem bunten Gemisch wieder helles Papier in der gewohnten Qualität zu fertigen.
Ein Grund für diese Probleme sind die für die Verwertung zu neuem hellem Papier ungeeigneten Sammelsysteme – Karton und Papier werden erst gemeinsam in einem Behälter gesammelt, um anschließend am Fließband wieder von Hand auseinandersortiert zu werden. Immer mehr Fremdkörper, die nicht ins Altpapier gehören (Tapeten, Getränkekartons, verschmutzte Verpackungen), aber auch immer mehr kleine und kleinste Kartonschnipsel erschweren das Sortieren. Oft gelangen solche unerwünschten Stoffe bis zur Papierfabrik.
Aber auch der Rohstoff Altpapier selbst verändert sich: Zeitungen sind heute dünner und farbiger als früher. Damit gelangt immer mehr Druckfarbe auf immer weniger Papier zurück ins Recycling – hier wird mit immer höherem Aufwand die Druckfarbe wieder von den Fasern abgewaschen.
Um auch in Zukunft den Aufwand für das Papierrecycling in ökologisch vernünftigen Grenzen zu halten, müssen alle an der graphischen Papierkette Beteiligten (dazu gehören auch die Auftraggeber und Gestalter von Druckprodukten, also auch die Werbeagenturen und Marketing-Abteilungen) mitdenken: Druckprodukte sollten so gestaltet werden, dass sie später das Recycling zumindest nicht unnötig behindern.
Das bedeutet: Papierfremde Bestandteile, beispielsweise Beilagen zu Werbebriefen oder Zeitschriften, und die verwendeten Hilfsmittel sollten so beschaffen sein, dass sie sich als möglichst große Teile abtrennen lassen: CDs oder Warenproben stören das Papierrecycling nicht, da sie als ganze Stücke schon vom ersten Sieb der Altpapieraufbereitung zurückgehalten werden. Mehr Probleme machen dagegen oft die verwendeten Klebstoffe, wenn sie keine größeren, zusammenhängenden Filme bilden, die im Sieb hängenbleiben.
Unproblematisch sind die meisten Druckfarben, solange sie auf gestrichenen Papieren aufgetragen werden – dann besteht nämlich kein direkter Kontakt zwischen Papierfaser und Farbteilchen. Mehr Probleme bereiten solche Farben, die festhaftende, zähe Filme bilden. Diese sind schlechter von der Faser zu lösen. Beispiele für solche Farben, die zähe, anhaftende Farbfilme bilden, sind strahlungshärtende Systeme (UV-Farben) und Offsetfarben, die große Anteile an oxidativ trocknenden Ölen wie Leinöl oder Sojaöl enthalten.
Ein großes Problem sind auch die in manchen europäischen Ländern neu eingeführten wasserbasierenden Druckfarben, die für den Flexozeitungsdruck oder Illustrationstiefdruck verwendet werden: Sie enthalten Bindemittel, die sich während des Recyclingprozesses auflösen und dabei die Farbe in kleinsten Teilchen freisetzen – so klein, dass sie mit den gängigen Verfahren nicht mehr abgetrennt werden können. Diese Farbteilchen landen dann als Schmutzpunkte im „neuen“ Zeitungsdruckpapier.
Um das Recycling auch in Zukunft sicherzustellen, haben die an der graphischen Papierkette in Deutschland beteiligten Verbände einen Leitfaden verabschiedet: Jeder verpflichtet sich, in seinem Bereich sein Möglichstes dazu beizutragen, dass Altpapier auch noch in Zukunft als Rohstoff für neues Papier genutzt werden kann. Der Bundesverband Druck, der Industrieverband Klebstoffe, der Verband Deutscher Papierfabriken (VDP), der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), der Verband der Druckfarbenindustrie und die INGEDE haben sich deshalb auf den „Leitfaden zur Optimierung der Altpapierverwertung bei grafischen Papieren„ geeinigt. Dieser Leitfaden soll jedoch nur den Anfang einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gliedern der Papierkette darstellen.
Der Leitfaden ist auch auf den Seiten der INGEDE im Internet veröffentlicht: hier klicken
Die INGEDE wurde vor zehn Jahren als ein Zusammenschluss führender europäischer Papierhersteller gegründet. Ziel der INGEDE ist es, die Verwertung von hellem Altpapier (Zeitungen und Zeitschriften) zu neuem graphischem Papier und zu Hygienepapieren zu fördern und die Rahmenbedingungen für einen erhöhten Altpapiereinsatz zu verbessern.
2. Juni 1999