Wie Zeitschriften, Kataloge oder Massendrucksachen recyclingfreundlicher werden

INGEDE informiert Drucker und Verleger über Probleme bei der Altpapieraufbereitung

Pressemitteilung 1/1998

Immer mehr Altpapier wird erfasst – die Papierindustrie hat die sich selbst gesetzten Ziele in Sachen Verwertungsquote bei Zeitungen und Zeitschriften, die im September 1994 in der AGRAPA-Selbstverpflichtung gegenüber dem Bundesumweltminister festgeschrieben wurden, längst übererfüllt.

Drucker, Verleger oder Gestalter von Papierprodukten wissen jedoch oft nicht, welche Probleme ihre Ideen oder Vorgaben beim Recycling zu neuem Papier bereiten. Manche Farbe ist schwerer zu entfernen als andere, scheinbare ökologische Vorteile etwa von Sojaöl in Druckfarben führen zu massiven Beeinträchtigungen beim Recycling, bei vielen digitalen Drucktechniken verschmelzen Pigmentpartikel nahezu unlösbar mit den Papierfasern.

Verleger und Druckindustrie haben sich verpflichtet, soweit wie möglich Materialien und Techniken einzusetzen, die eine Verwertung nicht behindern. Doch bei der Umsetzung gibt es noch Probleme – oft fehlt einfach das Wissen über die Zusammenhänge. Deshalb informierten Experten vom Institut für Papierfabrikation (TU Darmstadt), der Papiertechnischen Stiftung (PTS), von Klebstoff- und Druckfarbenindustrie auf einer gemeinsamen Veranstaltung von INGEDE und AGRAPA (Arbeitsgemeinschaft Graphische Papiere) in München über Maßnahmen zur Verbesserung der Rezyklierbarkeit graphischer Druckprodukte.

Die Mengen steigen, doch die Qualität des Altpapiers sinkt. Mit der Einführung der haushaltsnahen Papiertonne über das Duale System wird in die Tonnen auch mehr und mehr Material geworfen, welches das Recycling erschwert. Kartons und weißes Papier müssen vielfach von Hand getrennt werden, dabei bereiten beispielsweise kleine und kleinste Stückchen Probleme. „Früher konnte man den großen Karton mit einem Griff aussortieren“, sagt INGEDE-Vorsitzender Dr. Erwin Krauthauf, „aber heute packen die Bürger auch große Kartons in immer kleinere Tonnen, indem sie sie in kleine Stückchen zerreißen.“

Die Papierfabriken, die schließlich das Altpapier zu Zeitungsdruckpapier oder Hygienepapieren verarbeiten, kämpfen vor allem mit drei Problemen:

  • Die Druckfarbe lässt sich immer schlechter aus dem Altpapier entfernen,
  • damit sinkt auch die Helligkeit des aus Altpapier gewonnenen Rohstoffs und
  • Rückstände von Klebstoffen behindern die Herstellung neuen Papiers aus Altpapier.

Die Ursachen sind vielfältig, auch das Papier selbst oder seine Verarbeitung zu Druckprodukten können Probleme beim Recycling bereiten. Deshalb hatten auch Verleger und Druckindustrie sich verpflichtet, insbesondere Druckfarben und Klebstoffe einzusetzen, die eine Verwertung nicht behindern. Oft sind es Kostengründe, oft aber wird auch aus Unkenntnis das falsche Material eingesetzt. Ein Beispiel sind Öle aus nachwachsenden Rohstoffen wie Soja, die immer wieder als Ersatz für Mineralöle in Druckfarben angepriesen werden. Diese Öle haben einen entscheidenden Nachteil: Beim Trocknen verändert sich ihre chemische Struktur, sie vernetzen und binden die Druckfarbenpartikel nahezu unlösbar an die Papierfaser – mit solchen Farben läßt sich beim Recycling nicht einmal mehr die für Zeitungsdruckpapier nötige Helligkeit erreichen.

Die meisten heute verwendeten Klebstoffe etwa von Etiketten oder selbstklebenden Briefumschlägen, aber auch von Zeitschriften- oder Katalogrücken lassen sich beim Recycling kaum entfernen. Sie lagern sich auf der Papiermaschine ab und führen zu Löchern im Papier oder sogar zum Abreißen der Papierbahn. Recyclinggerechte Alternativen wie Polyurethanklebstoffe gibt es für eine Reihe von Anwendungen – doch vielfach scheuen Unternehmen die Umrüstung, oder sie fürchten zu hohe Kosten. Zumindest das Kostenargument konnte der Vertreter der Klebstoffindustrie bei der INGEDE-Veranstaltung aus der Welt schaffen. „Wir hoffen, die Teilnehmer aus Druckindustrie und Verlagen ein wenig sensibilisiert zu haben“, ergänzt Krauthauf. „Dieses Seminar kann jedoch nur der Anfang eines anhaltenden Dialogs sein.“

Die INGEDE ist ein Zusammenschluss führender europäischer Papierhersteller mit dem Ziel, die Verwertung von Altpapier zu fördern und die Rahmenbedingungen für einen erhöhten Altpapiereinsatz zu verbessern.

3. April 1998