Immer mehr Papier wird recycelt. Wie können dabei Reststoff-Probleme vermieden werden?

AGRAPA und INGEDE informieren in Bonn über „Die Aufbereitung von graphischem Altpapier – Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen“

Pressemitteilung 02/1996

Der Rohstoff Papier ist jedem vertraut. Trotzdem oder gerade deshalb gibt es zum Thema Papier noch vieles zu erforschen. Dies gilt insbesondere für das Recycling: Viele Vorurteile oder Gewohnheiten haben sich in den Köpfen der Bevölkerung, aber auch der für die Entsorgung Verantwortlichen festgesetzt und sind nur schwer auszuräumen. Zwei einfache Beispiele: Faxpapier nicht ins Altpapier? Bitte doch, sagen die Papierrecycler. Der Kunststoff aus Fensterkuverts stört das Recycling? Unfug, sagen die Papierfabriken: Das Plastikfenster läßt sich problemlos abtrennen – wenn der verwendete Klebstoff stimmt.

Ergebnisse von Forschungsarbeiten zu verschiedenen aktuellen Fragen stellten heute Vertreter der von der Internationalen Forschungsgemeinschaft Deinking-Technik (INGEDE e. V.) beauftragten Forschungsinstitute zusammen mit dem Altpapierrat der Arbeitsgemeinschaft Graphische Papiere (AGRAPA) in Bonn vor. Dort informierten sich neben Vertretern der Fachpresse auch politisch Verantwortliche aus Bundes- und Länderbehörden.

Ziel der Forschungsarbeiten ist es, noch mehr Altpapier bei der Herstellung neuer Papiere einzusetzen. Dazu haben sich die an Herstellung und Einsatz graphischer Papiere Beteiligten (vor allem Papierfabriken und Verleger) 1994 gegenüber der Bundesregierung verpflichtet. Der Altpapiereinsatz ist seitdem weit über die in der Verpflichtungserklärung genannten Zahlen gestiegen. Die nötigen Voraussetzungen für weitere Steigerungen müssen alle an der Papierkette Beteiligten gemeinsam schaffen.

Mehr als 3,5 Millionen Mark haben Mitgliedsfirmen aus ganz Europa über die INGEDE in den vergangenen sechs Jahren für praxisnahe Forschung ausgegeben. Dabei wurde eine Reihe wichtiger Erkenntnisse gewonnen, die nun so rasch wie möglich umgesetzt werden müssen. Dies betrifft vor allem

  • die Deinkbarkeit von Druckerzeugnissen
    (Entfernung der Druckfarben),
  • die Gestaltung und Kennzeichnung recyclingfreundlicher Hilfsstoffe, insbesondere von Klebstoffen und Etiketten,
  • die Entwicklung von Druckfarben und Bindemitteln.

Um auch in höherwertigen graphischen Papieren mehr Altpapier einsetzen zu können, muß nicht nur die Menge des erfaßten Altpapiers, sondern auch seine die Qualität noch steigen. Die Qualität hängt ab von einer Vielzahl von Parametern – allen voran von der Wahl des Sammelsystems.

Auch beim Papierrecycling bleiben noch Reststoffe übrig – die umweltfreundliche Verwertung dieser Reste und die dafür zu erfüllenden Voraussetzungen beschäftigen derzeit die Forscher. Auch sind die verschiedenen Einflüsse auf die Druckfarbenentfernung noch nicht ausreichend erforscht, dies gilt besonders für neue Drucktechniken und Druckfarben (Tintenstrahl- und Laserdrucker, Print on Demand, digitale Druckverfahren).

Über die INGEDE werden Forschungsmittel international tätiger Unternehmen vorwiegend zur Klärung deutscher Altpapier- und Entsorgungsfragen eingesetzt. Langfristig sind diese Erkenntnisse auch international wegweisend, in einigen Fällen wäre allerdings neben politischen Vorgaben auch eine höhere deutsche Beteiligung an den Forschungsausgaben wünschenswert.

Die INGEDE ist ein Zusammenschluss führender europäischer Papierhersteller mit dem Ziel, die Verwertung von Altpapier zu fördern und die Rahmenbedingungen für einen erhöhten Altpapiereinsatz zu verbessern.

28. März 1996