Die recycelnde Papierindustrie braucht dringend Rohmaterial – weniger Zeitungen, weniger Werbung aufgrund der Corona-Pandemie und aufgrund der zunehmenden elektronischen Kommunikation führen zu sinkenden Mengen an grafischem Altpapier.
Außerdem geht ein zu großer Teil des gesammelten Altpapiers an den Sortieranlagen und damit an den Deinkinganlagen der Papierfabriken vorbei direkt in die Verpackung – hier steigt die Nachfrage aufgrund der „Amazonitis“ immer weiter an.
Aufwändige Verbundverpackungen sind im Gegensatz zu klassischen Faltschachteln oft nicht rezyklierbar und deshalb nicht nachhaltig, auch wenn sie auf Fasern basieren. Und gerade weiße Fasern sollten dort erhalten bleiben, wo sie die höchste Wertschöpfung erzielen. Auch wenn Sortieren Aufwand bedeutet, ist Sortieren doch notwendig, um weiße Fasern für neue weiße, grafische Papiere, für Hygienepapiere und weiße Topliner verfügbar zu halten – und um ein Downcycling zu verhindern oder zumindest so lange wie möglich hinauszuzögern.
Verfügbarkeit, Qualität und alternative Faserstoffe sind die Schlüsselthemen beim INGEDE-Symposium 2024. Experten zeigen hier Möglichkeiten für ein zukünftiges nachhaltiges Recycling von Rohstoffen auf: Durch die Zertifizierung von Sortieranlagen, um kostspielige Ablehnungen und Verhandlungen zu vermeiden; durch die Zertifizierung von Papier und Druckerzeugnissen für eine optimale Rezyklierbarkeit (jetzt auch über enen neuen Blauen Engel für Druckfarben), und durch die Entwicklung neuer Sortiertechniken, um mehr weiße Fasern für den weißen Kreislauf zu retten.
Das INGEDE-Symposium findet als Hybrid-Veranstaltung statt, in München vor Ort und zugleich zweisprachig online übertragen.
Veranstaltungsort ist das Haus der Bayerischen Wirtschaft, Max-Joseph-Straße 5, 80333 München
Der Kostenbeitrag (online oder vor Ort) beträgt 490 Euro.
Wir freuen uns, Sie wieder zu regem persönlichem Austausch begrüßen zu können!
Zum Vorabendprogramm am Dienstag, 12. März, treffen wir uns mit den angemeldeten Teilnehmern ab 18 Uhr beim Augustiner Klosterwirt, Augustinerstraße 1, gegenüber der Frauenkirche (Achtung! Nicht „Augustiner am Dom“).
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Hier können Sie das Programm als pdf herunterladen.
Alle Vorträge sind für die Teilnehmer des Symposiums hier zum Download verfügbar.
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Einführung, Aktuelles aus der INGEDE
Andreas Rauscher, Vorsitzender der INGEDE
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Weckruf: Umweltsünder Printprodukt vs. digitale „Sauber“-Welt? Mythen, Fakten und Meinungen
Anne-Katrin Kohlmorgen, Two Sides Germany
Discounter und Fachmärkte wie Rewe, Ikea und Obi verzichten auf gedruckte Prospekte, Adler kehrt reumütig zurück. Was sagt der Rest der Branche? Ist das Greenwashing bzw. wo fängt es an? Was ist dran an den Umwelt-Aussagen und was wollen eigentlich Verbraucher?
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Wie betrifft der Kommissionsvorschlag die Recyclingindustrie, insbesondere die Deinker?
Ulrich Leberle, CEPI, Brüssel, Belgien
Die Europäische Kommission hat eine neue Verpackungsverordnung vorgeschlagen, unter anderem mit Zielen zu Verpackungsvermeidung und Wiederverwertung. Welche Auswirkungen könnte das auf Altpapiersammlung und Rezyklierbarkeit haben? Was für Industrieinitiativen gibt es dazu?
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Die Zukunft faserbasierter Produktverpackungen aus der Sicht eines globalen Herstellers
Jürgen Dornheim, Procter & Gamble
Faserbasierte Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen sind in vielen Fällen eine gute Alternative zu Kunststoffen oder anderen Materialien. Ein globaler Hersteller zeigt, wie die notwendigen Funktionen einer Verpackung mit innovativen Lösungen bei gleichzeitig guter Recyclingfähigkeit entwickelt werden können.
Proposal for a revision of EU legislation on Packaging and Packaging Waste auf der Webseite der EU-Kommission
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Alle Vorträge sind für die Teilnehmer des Symposiums hier zum Download verfügbar.
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ODiWiP wird KIBAPap: KI-basierte Assistenz für die Bedienung einer Papiermaschine
Hanna Schwandt, LEIPA, und Felix Hake, Consultingtalents AG
Die Abkürzung steht für „KI-basiertes Bedienerassistenzsystem im Werkstoffkreislauf Papier“: Eine effiziente Möglichkeit, den Produktionsprozess zu überwachen, Qualitätsprobleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben und trotzdem die Entscheidungshoheit der Maschinenbedienenden zu wahren.
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Konsequenzen aus der Veränderung der Zusammensetzung des Altpapiers
Johannes Rahm, AFRY Management Consulting, München
Immer weniger Altpapier steht für die Produktion von grafischem Recyclingpapier zur Verfügung. Wo in der Recyclingkette geht wieviel Volumen verloren? Und welche Möglichkeiten gibt es für Werke, die Altpapier verarbeiten, Versorgungssicherheit herzustellen?
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Wandel im Rohstoffspektrum: Hygienepapier aus Verpackungen
Stefan Finke, WEPA
Beige ist das neue Grün! WEPA produziert die ersten Recycling-Hygienepapiere in Premiumqualität aus Verpackungskarton. Das ungebleichte Hygienepapier ist luxuriös weich, besonders saugfähig und hygienisch sicher in allen Anwendungsbereichen von Handtuch- und Toilettenpapier bis zu Küchenrollen.
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Zertifizierung von Sortieranlagen (ZAPSA): Was haben wir aus dem Projekt gelernt?
Arne Krolle, PROPAKMA
Ist die Altpapiersortierung aktuell ein stabiles, innovationsfreundliches Geschäftsmodell? Wie lassen ich steigende Betriebskosten und die Verschlechterung der Haushaltssammelware durch neue Techniken kompensieren?
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Rejekte aus der stofflichen Verwertung von Papier aus gemischten Abfallsammlungen:
Analyse und Potenziale
Hannah Köhler und Alena Spies, RWTH Aachen
EnEWA belegt: Papierfasern aus gemischten Abfallsammlungen zeigen erhöhte Störstoff- und Nicht-Papier-Anteile im Vergleich zur getrennten Papiererfassung.
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Was macht unser Altpapier besser, was macht Probleme?
Über blaue Kassenzettel und grüne Umweltzeichen
Axel Fischer, INGEDE
Nach Corona spielt der Umwelt- und Klimaschutz plötzlich eine Hauptrolle im Marketing. Auf verschiedenste Weise buhlen Hersteller um die Aufmerksamkeit von Handel und Endkunden.
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Nichtholzfasern als alternative Rohstoffe für Verpackungspapiere – Einige Erkenntnisse über physikalische Eigenschaften und Recyclingfähigkeit
Fokko Schütt, Thünen-Institut und Friedrich Steffen, Universität Hamburg
Kann man dem Altpapier Frischfasern beimischen, um Verpackungspapiere herzustellen? Die Ansätze reichen von der einfachen Zugabe von Gras bis hin zur Herstellung von chemischem Zellstoff aus Stroh. Die Verfügbarkeit solcher Fasern wird in den nächsten Jahren steigen.
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Faserverbunde im Altpapierkreislauf – Ergebnisse einer Expertenbefragung
Jürgen Belle und Daniela Hirtz, Hochschule München
Führt der steigende Anteil an faserbasierten Verbunden spürbar zu Veränderung bei der Sortierqualität und den der Zusammensetzung der einzelnen Fraktionen? Dazu wurden unterschiedliche Betriebe der Sortier- und Recyclingindustrie befragt.
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Alternative Faserstoffe und Aufbereitungsverfahren: Trockenzerfaserung
Tilo Gailat, TBP Future GmbH
Wie lassen sich Energie- und Wasserbedarf der Papierproduktion senken, um den umweltpolitischen Herausforderungen gerecht zu werden? Die Trockenzerfaserung ist ein innovativer Weg zur Bioökonomie mit enormem Potenzial für die Papier- und Kartonproduktion.
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Mit modifizierten Pigmenten die Störstoffe in den Griff bekommen
Peter Biza und Michael Pietsch, Imerys Performance Minerals
Talk ist das weichste Gestein der Erde, ein äußerst vielseitiges Mineral, das aufgrund seiner vielfältigen Eigenschaften für eine Vielzahl von Anwendungen geschätzt wird. Mineralische Barrierebeschichtungen auf Wasserbasis bieten nachhaltige und innovative Lösungen als Alternative zur PE-Laminierung von Kartonverpackungen.
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Stickys im Deinkingprozess digital erfassen und steuern
Gerald Krätschmer, c-square bioscience, Tulln, Österreich
c-square bioscience möchte mit geeigneten Messeinrichtungen die Stickybelastung beim Papierrecycling online sichtbar machen und so die Dosierung entsprechender Prozesshilfsmittel optimieren.
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Brauchen wir eine einheitliche Rezyklierbarkeitsmethode?
Peter Hengesbach, StoraEnso, und Christian Trieb, PROPAKMA
Besonders die Hersteller von Verpackungen stehen vor dem Problem: Allein in Europa gibt es eine Vielzahl von Methoden, die Rezyklierbarkeit eine faserbasierten Produkts zu bewerten. Seit dem Brexit wartet England ebenfalls mit einem neuen Bewertungsschema auf. Hilft hier die neue CEPI-Methode?
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Digitalisierung beim Altpapier: Tracking der Ballen
Erik van Rikxoort, IdentPro GmbH
Es geht immer um dasselbe Problem: bestimmte Waren zu finden, zu wissen, was wo lagert und welcher Bestand gerade wo in der Produktion ist. Was für Container oder Getränkepaletten eingesetzt wird, kann auch beim Altpapier helfen.
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Identifizierung des Altpapiers durch Kamerasysteme
Edmund Coersmeier, Task9
Ohne künstliche Intelligenz kommt heute keine Neuentwicklung mehr aus – auch bei der Altpapiersortierung.
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Ausblick, nächstes INGEDE-Symposium: am Dienstag, 25. Februar 2025
Andreas Rauscher, Vorsitzender der INGEDE
Bei Fragen kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail!
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