Unfreiwilliger Deinkingtest: Flüssigtoner-Drucke verursachen erheblichen Schaden in Papierfabrik

INGEDE-Pressemitteilung 3/2010

Zum ersten Mal führte eine neue digitale Drucktechnik, die sich nicht mit dem gängigen Papierrecycling verträgt, zu einem erheblichen Produktionsausfall in einer Papierfabrik. Schon lange hatten Experten angenommen, dass kleine Schnipsel aus Flüssigtonerfilmen, wie sie bei HP-Indigo-Drucken vorliegen, sich beim Papierrecycling nur schwer entfernen lassen. Im Jahr 2001 veröffentlichte die INGEDE die erste Pressemitteilung, in der sie auf diese Probleme hinwies. Allerdings reichten die Versuche in Labors und Pilotanlagen bisher nicht aus, um solche Drucke aus dem Rohstoff der deinkenden* Papierfabriken zu verbannen. Man hatte vermutet, dass diese Belastung bei ausreichender Verdünnung zu bewältigen wäre.

Ende August alarmierten rasant ansteigende Messwerte für Schmutzpunkte im fertigen Papier die Ingenieure in einer deutschen Papierfabrik. Trotz sofortiger intensiver Suche im eingesetzten Altpapier mussten erst sieben Rollen mit je 20 Ton­nen besonders hochwertigen Recyclingpapiers als Ausschuss entsorgt werden, bis die Quelle der Verunreinigungen identifiziert werden konnte: Es handelte sich um Flüssigtoner-Druckereiabfälle eines Fotobuch-Herstellers, die zusammen mit anderem hochwertigem Altpapier als Sorte „Multidruck“ (3.10) angekauft worden waren.

Der Anteil dieser Drucke lag bei weniger als drei Prozent im gesamten Rohstoff. Deshalb musste das verbleibende Material während der folgenden Wochen sorgfältig weiter verdünnt und beobachtet werden, um erneute Schäden zu vermeiden. Die betroffene Papierfabrik betreibt die aufwändigste Deinkinganlage Europas mit zwei Flotationsstufen und zwei Dispergern, die schon mit hoher Leistungsaufnahme betrieben wurden. Der Papierfabrik entstand allein durch den Produktionsausfall ein Schaden von mehr als 100.000 Euro, nicht eingerechnet die weiteren Kosten wie Stillstandzeiten und zusätzliche Tests.

Flüssigtoner-Drucke nicht ins grafische Altpapier

Als Folge werden Flüssigtoner-Drucke nicht mehr mit für das Deinking bestimmtem Altpapier angenommen; sie sind lediglich für die Produktion von Wellpappenrohstoff geeignet. In anderen Papierfabriken, wo weniger technischer Aufwand beispielsweise für die Produktion von Zeitungsdruckpapier betrieben wird, hätte eine vergleichbare Altpapierladung noch höhere Qualitätsprobleme verursachen können.

Auch bei Hygienepapieren sind Schmutzpunkte unerwünscht. Die INGEDE und ihre Mitgliedsfirmen werden nun den Altpapierhandel darauf hinweisen, Druckereiabfälle von Indigo-Druckern nur getrennt von anderer Makulatur anzunehmen und direkt der Wellpappenherstellung zuzuführen.

Die INGEDE wurde 1989 als Zusammenschluss führender europäischer Papierhersteller gegründet. Ziel der INGEDE ist es, die Verwertung von hellem Altpapier (Zeitungen, Zeitschriften und Büropapiere) zu neuem grafischem Papier und zu Hygienepapieren zu fördern und die Rahmenbedingungen für einen erhöhten Altpapiereinsatz zu verbessern.

* Als Deinking bezeichnet man die Entfernung der Druckfarbe beim Papierrecycling.

25. November 2010

Abbildungen: Original-Indigo-Proben aus dem Altpapier ins Labor gebracht — nach dem Auflösen (oben) und nach zwei Flotationen und einem Dispersionsschritt.

 

 

 

 

 

Links:

Diese Pressemitteilung als pdf

 Mehr zur Deinkbarkeit von Digitaldrucken auf den englischen Seiten INGEDE-Webseite.

Der erste Bericht über den Schaden im Oktober 2010 in den INGEDE News (Englisch)

 INGEDE berichtete schon 2001 über Probleme mit Indigo-Drucken …

 … sowie zur DRUPA 2008 (HP mit falschen Angaben in einer Umweltbroschüre)

CEPI has published “Guidelines for Responsible Sourcing and Supply of Recovered Paper”

Die Europäische Altpapier-Sortenliste finden Sie in deutscher Sprache z. B. beim VDP

 Mehr zur Prüfung der Deinkbarkeit unter INGEDE-Methoden auf der INGEDE-Webseite.

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