INGEDE und Axel Springer Verlag suchen chlorfreie gelbe Tiefdruckfarbe

Arbeitskreis gegründet: Gemeinsam mit Pigment- und Druckfarbenherstellern sollen technische Realisierungsmöglichkeiten erkundet werden

Pressemitteilung 3/1996

Druckfarben, wie sie zum Drucken bunter Magazine oder Kataloge verwendet werden, enthalten vor allem zwei Komponenten: Pigmente und Bindemittel. Die Pigmente liefern die Farbe, indem sie aus dem Licht bestimmte Wellenlängen schlucken und nur einen Teil des Spektrums wieder reflektieren – zum Beispiel gelbes Licht. Pigmente, die für eine gelbe Tiefdruckfarbe genau die richtigen Anteile des Lichts absorbieren und zusätzliche optimale Eigenschaften aufweisen, enthalten nach derzeitigem Stand der Technik Chlor. Doch das Chlor kann die Verwertung von Reststoffen aus dem Papierrecycling behindern. Nun hat sich auf Anregung der INGEDE unter Federführung des Axel Springer Verlages ein Arbeitskreis formiert, der Alternativen zum chlorhaltigen Gelb suchen und in der Praxis erproben will. Die Beteiligten wollen prüfen, ob der Einsatz chlorfreier Gelbpigmente im Katalog- und Zeitschriftendruck ökologisch sinnvoll, technisch machbar und wirtschaftlich vertretbar ist.

Der wichtigste Schritt bei der Rückgewinnung von Fasern aus Altpapier zur Herstellung neuen Papiers ist das Deinking, die Entfernung der Druckfarbe. Dabei werden die Pigmente von den Fasern abgelöst. Die erwünschte Anreicherung der Druckfarben führt hierbei auch dazu, dass sich Begleitstoffe anreichern, die einige Verwertungswege für den Reststoff behindern. So schreiben manche Ziegeleien, denen der faser- und aluminiumreiche Deinkingreststoff als willkommener Zuschlag bei der Ziegelherstellung dient, Höchstgehalte für Chlor vor. Denn unter den in der Ziegelei herrschenden Bedingungen entsteht daraus Chlorid, das zur Korrosion von Anlagenteilen führen kann.

Bisher in Laborversuchen getestete gelbe Druckfarben mit chlorfreien Gelbpigmenten konnten die Ansprüche an den Farbton, die Farbintensität und die Verarbeitbarkeit mit modernen Druckmaschinen nicht erfüllen. Im Rahmen eines Pilotprojekts sollen nun verschiedene Anwendungsaspekte unter den Bedingungen des Druckalltags wie auch die Auswirkungen auf das Deinking und die anfallenden Reststoffe untersucht werden. Darauf haben sich Vertreter von Pigment- und Druckfarbenherstellern, des Otto Versand, des Axel Springer Verlages und der INGEDE geeinigt.

Pigment- und Druckfarbenhersteller wollen sich um die Formulierung einer Druckfarbe bemühen, die für den Tiefdruck geeignet ist. Entsprechende Druckvorlagen, anhand derer das Ergebnis beurteilt werden soll, liefert der Otto Versand, denn Kataloge gehören zu den Druckerzeugnissen mit den höchsten Ansprüchen an die Druckfarbe. Gedruckt werden soll in der Druckerei des Axel Springer Verlages in Ahrensburg. Die INGEDE wird anschließend die Druckerzeugnisse auf ihre Deinkbarkeit und die beim Deinking entstehenden Reststoffe untersuchen lassen.

Alle Beteiligten sind an einer ökologischen Optimierung der Herstellungs- und Verwertungskette für Druckerzeugnisse interessiert. Deshalb soll nicht nur die Frage möglicher Umweltbelastungen durch chlorhaltige Gelbpigmente untersucht, sondern verstärkt nach Alternativen gesucht werden.

Offen ist jedoch noch eine ökologische Gesamtbilanz chlorfreier Pigmente im Vergleich zu herkömmlichen Gelbpigmenten: Möglicherweise werden scheinbare Umweltvorteile, die der Verzicht auf Chlor bringt, durch Unterschiede in den Synthesen ausgeglichen oder sogar überkompensiert.

Die INGEDE ist ein Zusammenschluß führender europäischer Papierhersteller mit dem Ziel, die Verwertung von Altpapier zu fördern und die Rahmenbedingungen für einen erhöhten Altpapiereinsatz zu verbessern.

18. September 1996