INGEDE News

August/September 2019

Kolloquium Altpapier zur Verabschiedung von Dr. Hans-Joachim Putz

Mit einem Kolloquium Altpapier an der Technischen Universität Darmstadt würdigte die Fachwelt im September die Arbeit von Dr. Hans-Joachim Putz und verabschiedete ihn in den Ruhestand. Prof. Samuel Schabel begrüßte die Gäste und führte durch die fünf Vorträge.

Über die politischen Rahmenbedingungen für die Kreislaufwirtschaft berichtete Martin Drews, Bereichsleiter Rohstoffe beim Verband Deutscher Papierfabriken. Er erläuterte die bisherigen Meilensteine der Kreislaufwirtschaft vom Abfallgesetz von 1972 über die Gründung der AGRAPA bis zum heute gültigen Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2012 und dem Verpackungsgesetz von 2019.

Dennis Voß (Perlen Papier) berichtete in seinem Vortrag „Verfügbarkeit und Qualität von Altpapier“ von „der Quadratur des (Rohstoff-)Kreises“. Er beschäftigte sich insbesondere mit dem Thema Hickeys (auch “Butzen”), das in den letzten Jahren auch für reichlich Diskussionsstoff in den INGEDE-Arbeitsgruppen gesorgt hat.

Tobias Krebs (Technische Universität Darmstadt) stellte Ergebnisse des Projekts „Studie zur Altpapierqualität in Deutschland und Verfahren zur Bestimmung der Zusammensetzung von Altpapierproben“ vor. Dieser Teil der Altpapierstudie wurde seit 1984 schon zum sechsten Mal durchgeführt. Im Vergleich zur letzten Studie im Jahr 2010 konnte weder beim Ascheanteil noch bei den papierfremden Bestandteilen eine Zunahme festgestellt werden. Diese für die recycelnde Papierindustrie nachteiligen Trends scheinen zumindest für die untersuchten Sorten vorerst gestoppt zu sein. Der zweite Teil des Projekts beschäftigt sich mit einer automatischen Auswertung von Altpapierproben. Hierbei wird die Probenmenge vereinzelt, jedes Papierteilchen für sich gewogen und mit optischen Sensoren ausgewertet.

Unter dem Titel „Mineralölfreies Drucken – Was gibt es Neues?“ berichtete Almut Reichart (Umweltbundesamt) über ein Projekt zur Entwicklung mineralöldruckfreier Coldset-Offsetfarben. In dessen Rahmen konnte schon bei einem Druckversuch drei Monate lang durchgehend mit schwarzer Farbe gedruckt werden. Für Buntfarben Cyan, Magenta und Gelb gelang dies jedoch noch nicht ohne Unterbrechung über diesen Zeitraum. Zudem konnte die Deinkbarkeit nach INGEDE-Methode 11 und EPRC-Scorecard nachgewiesen werden. Jedoch sind die Drucke weiterhin deutlich schlechter deinkbar als konventionelle Coldset-Druckfarben, insbesondere die erzielte Helligkeit lässt zu wünschen übrig.

Prof. Schabel beleuchtete in seinem Vortrag „Möglichkeiten und Potenziale für das Papierrecycling“ unter anderem, wie man das hochwertige Recycling von Papier auch in Zukunft sicherstellen könne. Hierbei stellte er auch die Fragen in den Raum, ob alle Fasern gebleicht sein sollten, Papier nicht mehr nach Gewicht verkauft werden sollte, und ob man Füll- und Feinstoffe aus dem Papier verbannen sollte.

Zuletzt berichtete Andreas Faul für die INGEDE über „30 39 Jahre Entwicklungen im Bereich Papierrecycling und Deinking“. Hierin würdigte Faul die annähernd 300 Arbeiten, die Putz in seinem Berufsleben veröffentlichte. Faul spannte einen Bogen von Putz‘ Dissertation, welche dieser im Jahr 1980 begann, und die großen Einfluss auf die F&E-Arbeiten von Faul und Kollegen bei Steinbeis Papier hatte, über die Aktivitäten in den Zellcheming-Ausschüssen zum Thema Altpapier bis hin zur INGEDE. Dort waren Putz und Kollegen von Anfang an in die Projektarbeit eingebunden. Im Besonderen hob Faul die Arbeit an den INGEDE-Methoden und den Bewertungsschemata des Europäischen Altpapierrats, den sogenannten EPRC-Scorecards, hervor. Fauls Präsentation war reichlich mit Fotos und Bildern von Original-Dokumenten aus diesen 39 Jahren garniert; die Präsentation können Sie hier herunterladen.

Die Referenten (und Gratulanten) bei der Verabschiedung von Hans-Joachim Putz in Darmstadt: Dennis Voß, Almut Reichart, Hans-Joachim Putz, Samuel Schabel, Martin Drews, Tobias Krebs und Andreas Faul (von links nach rechts)

Alle Fotos: PMV

"Jungforscher" Putz am Anfang seiner Karriere an der damaligen Technischen Hochschule Darmstadt

Bei der abschließenden Ehrung durch das Papierinstitut und das Dekanat stellte Schabel fest, „Herr Putz ist schon ewig hier an der Universität. Deshalb sind wir auch jetzt in diesem historischen Raum“. Hans-Joachim Putz bedankte sich mit der Bemerkung, „ich bin beeindruckt, was ich alles gemacht haben soll“.

Mit einem selbstgedichteten Lied leiteten Schabel und Heinz-Joachim Schaffrath den gemütlichen Teil des Abends ein: „Die INGEDE, Fachausschüsse, ja sogar der VDP – Alle senden Trauergrüße – dass der Hans geht, das tut weh!

Die INGEDE bedankt sich bei Hans-Joachim Putz für die gute Zusammenarbeit während der letzten Jahrzehnte und wünscht alles Gute für die weiteren Jahre! Wir würden uns freuen, Sie weiterhin alljährlich zum INGEDE-Symposium begrüßen zu dürfen.

Klebstoffe müssen entfernbar sein – für das Papierrecycling und für den Blauen Engel

Bücher, Zeitschriften, Broschüren – auch hier spielt Nachhaltigkeit im Zuge verstärkter Bemühungen um das Klima immer öfter eine Rolle. Das Interesse an einer Auszeichnung mit dem Blauen Engel steigt, und die INGEDE-Bestätigung der Entfernbarkeit von Klebstoffen bei der Herstellung von Druckprodukten wird inzwischen auch von Druckern immer häufiger als Marketinginstrument benutzt.

Schon m März 2016 wurde die überarbeitete Fassung des Merkblatts “Klebstoffe im Papierrecycling” der Technischen Kommission Papier-/Verpackungs-klebstoffe (TKPV) im Industrieverband Klebstoffe e.V. veröffentlicht,in dem auf die Bedeutung der INGEDE-Methode 12 als Testverfahren zusammen mit der EPRC-Scorecard als Bewertungsmaßstab hingewiesen wird.

Nach einem erfolgreichen Entfernbarkeitstest warb zuletzt die Braunschweiger Druckerei oeding print GmbH Anfang September mit dem positiven Ergebnis auf der Internet-Plattform Facebook (siehe Abbildung).

INGEDE-Bestätigung auf der Facebook-Seite von oeding print